Nach unzähligen Beschwerden der Nutzer: Chrome bringt alte URL wieder zurück

Chrome 76 Update: Alle Neuheiten
Mit Chrome 76 kam die Änderung: Internet-Adressen werden seit Dezember ohne HTTPS oder WWW angezeigt. Nun rudert Chrome aber zurück: Wohl wegen Nutzerbeschwerden kehrt die alte Anzeige in einer Vorabversion des Browsers wieder zurück. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die vollständige Anzeige der URL wieder aktivieren können.

Die URL ist die Adresse einer Webseite. Über Sie erreicht man im World Wide Web sein gewünschtes Ziel, zum Beispiel www.chip.de. Mit der Zeit wurden URLs jedoch immer länger und komplizierter. Schuld daran ist die unendliche Fülle an Webseiten im Netz und deren Unterseiten, aber auch das Anfügen von Tracking-Tags zur Nutzerverfolgung oder anderen Anhängseln.

Bei Google ist man dieses Problem bereits im Dezember 2019 angegangen und hat in Version 76 von Chrome die Anzeige der Internet-Adresse komplett überarbeitet. Die Nutzer waren damit nicht gerade glücklich - viele wollten die alte URL zurück. In einer Vorabversion von Chrome sind nun Hinweise darauf zu finden, dass die alte Anzeige zumindest als Option wieder integriert wird.

Download: Chrome Canary

Deshalb wurden HTTPS und WWW versteckt

Rot markiert: Diese Option aktiviert die alten URLs wieder.

Rot markiert: Diese Option aktiviert die alten URLs wieder.

CHIP

Die Art, wie URLs angezeigt werden, will man bei Google grundlegend hinterfragen - und hat dabei die Sicherheit und Nutzer im Sinn. "Es ist schwierig für Nutzer, URLs zu verstehen", so Adrienne Porter Felt, Technical Manager bei Chrome, schon 2018 gegenüber dem Magazin Wired. "Sie sind schwierig zu lesen und es ist nicht einfach zu verstehen, welcher Teil davon vertrauenswürdig sein soll."

Ohne große Ankündigung hat Google in der Chrome-Version 76 in der Adresszeile eine (zumindest optisch) große Änderung vorgenommen: So fehlt in der URL nun das gewohnte "www". Und auch das "https://" wird in der Chrome-Omnibox seit Dezember ausgeblendet. Wie die zuständige Produkt-Managerin Emily Schechter in einem Beitrag erklärt, sollte die Änderungen in der URL-Leiste für mehr Einfachheit und Sicherheit sorgen. So seien sowohl die Anzeige WWW als auch HTTPS für die meisten Browser-Nutzer einfach irrelevant.

Das sehen wohl die Nutzer anders: Viele wollten die alte Anzeige wieder zurück. In der Vorabversion Chrome Canary wurde nun eine Funktion eingeführt, über die das ganz einfach geht. Mit einem Rechtsklick in die Adresszeile des Browsers können Sie darin die Option "Always show full URLs" aktivieren und die alte Anzeige damit zurückbringen. Noch muss man das über ein Flag freischalten - über chrome://flags und die Suche nach "Context menu show full URLs" können Sie die Funktion aktivieren. Ob das Feature in Zukunft auch in die Final-Version kommt, bleibt offen.

Download: Chrome Canary

Chrome: Alte Anzeige wieder aktivieren - so geht's jetzt schon

Beide Menüpunkte müssen auf

Beide Menüpunkte müssen auf "Disabled" gestellt werden, um die alte Anzeige zurückzubekommen.

Bild: CHIP

Anhand der genutzten URL ist es Nutzern grundsätzlich möglich zu erkennen, ob eine Webseite auf eine verschlüsselte Verbindung setzt oder nicht. Bei Verschlüsselung wird statt dem ungesicherten"http://" dann "https://" verwendet, um die sichere Verbindung erkennbar zu machen. Im neuesten Chrome-Update mit den verkürzten URLs können Nutzer die Verschlüsselung nur noch an dem kleinen Schloss links neben der Adresse erkennen. Erst ein Doppelklick auf die Adresse offenbart die gesamte URL.

Sollten Sie allgemein kein Freund der neuen URL-Anzeige sein, können Sie mit einem kleinen Kniff ganz leicht wieder zur alten Form zurückkehren. Das geht auch in der Final-Version:

Dafür einfach in die Chrome-Adressleiste "chrome://flags" (ohne Anführungszeichen) eingeben und in dem nun geöffneten Menü die beiden Punkte Omnibox UI Hide Steady-State URL Scheme und Omnibox UI Hide Steady-State URL Trivial Subdomains suchen und beide von "Default" auf "Disabled" zu stellen (siehe Bild). Anschließend müssen Sie den Browser einfach neu starten und schon haben sie die alte Anzeige zurück.

Nicht Googles erster Versuch

Schon 2014 unternahm man bei Google erste Versuche das "URL-Problem" zu beheben und experimentierte mit dem sogenannten Origin-Chip. Der verkürzte die URL auf den Hauptdomain-Namen einer Webseite - die daher wesentlich kürzer und aufgeräumter war. Erst mit einem Klick wurde dem Nutzer die vollständige URL angezeigt. Auch sogenannte URL-Shortener arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip. Nach vielfacher Kritik wurde das Experiment um den Origin-Chip allerdings wieder eingestellt.