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SPIEGEL ONLINE

Anti-Salafisten-Demo in Köln Hooligans liefern sich Straßenschlacht mit Polizei

Bei einer Hooligan-Demonstration gegen Salafisten in Köln ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Polizisten wurden mit Flaschen, Steinen und Böllern beworfen, mehrere Beamte wurden verletzt. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein.

Hamburg - Rund 1500 bis 2500 Fußball-Hooligans haben am Sonntag in der Kölner Innenstadt gegen Salafisten demonstriert. Bei der Kundgebung hat die Polizei am Nachmittag nach massiven Ausschreitungen zwei Wasserwerfer eingesetzt. Vorher seien Flaschen, Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten geschleudert worden. Ein Polizeisprecher sagte zunächst hoffnungsvoll: "Wir haben jetzt im Moment Pfefferspray, Schlagstöcke und Wasserwerfer im Einsatz und versuchen, die Lage etwas unter Kontrolle zu kriegen."

Eine Kundgebung gegen Salafismus hatte es dem Namen nach also werden sollen, doch für die wenigen Touristen, die sich in die Nähe der Veranstaltung trauten, musste das schlicht wie ein Aufmarsch der rechten Szene wirken. Die Gewaltbereitschaft, die sich später mehrfach entlud, war, so berichtet es SPIEGEL-ONLINE-Mitarbeiter Christoph Ruf von vor Ort, schon vor Veranstaltungsbeginn zu spüren gewesen: fremdländisch aussehende Menschen werden bedroht und beleidigt, Journalisten bepöbelt und herumgeschubst.

Nach einem Konzert der rechten Hooligan-Band Kategorie C und ein paar improvisierten Redebeiträgen hatte sich der Demozug in Bewegung gesetzt. Nach wenigen Metern donnerten das erste Mal Kanonenschläge, kurz darauf versuchen einige Dutzend Hooligans Gegendemonstranten anzugreifen - was die Polizei zunächst verhindern konnte. Auf dem Bahnhofsvorplatz vor dem Dom lief die antifaschistische Kundgebung unter dem Motto "Schulter an Schulter gegen Rassismus und religiösen Fundamentalismus".

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Hooligan-Demo in der Innenstadt: Ausschreitungen in Köln

Foto: Caroline Seidel/ dpa

Die meisten Anti-Salafisten-Hooligans seien, so auch eine Reporterin des "Kölner Stadt-Anzeigers", stark alkoholisiert und aggressiv gewesen, einige seien auf Journalisten und Polizisten losgegangen. Die Polizei beendete die Demonstration offiziell, doch die Hooligans lösten ihren Zug nicht auf. Auf dem Rückweg vom Breslauer Platz zum Bahnhof eskalierte die Gewalt erneut: Als ein Polizeiwagen umgeworfen wurde, johlte und jubelte die Menge.

Dabei schien sich die Lage am späteren Nachmittag zunächst entspannt zu haben. "Das konsequente Einschreiten der Polizei zeigt Wirkung, die Einsatzlage hat sich beruhigt", so zuerst ein Tweet der Kölner Polizei von 16:31 Uhr, den der "Stadt-Anzeiger" zitiert. Doch offenbar war die Lage nur eine knappe Stunde weiterhin - oder erneut - sehr angespannt. Vor dem Hauptbahnhof kam es noch immer zu Randale und in deren Folge auch zu vereinzelten Behinderungen im Bahnverkehr. Und auf dem Breslauer Platz wurde ein Teil der Demonstranten eingekesselt, die Polizei setzte erneut Wasserwerfer ein. Am Abend schienen dann endlich die meisten Teilnehmer abzureisen - die vorläufige Bilanz: mindestens 13 Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer. Sechs Personen wurden vorübergehend festgenommen.

Die Versammlung "Hooligans gegen Salafisten" war von einem Mitglied der rechtsextremen Partei "Pro NRW" angemeldet worden. Teilnehmer aus ganz Deutschland zogen dabei vom Hauptbahnhof aus durch Köln. Bereits Ende September hatten sich Hooligans zu einem Treffen in Dortmund versammelt.

Im Vorfeld der Kundgebung in Köln hatte der Landeschef der Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, im "Kölner Stadtanzeiger" davor gewarnt, dass gewaltbereite Fußballanhänger mit Kontakten in die rechtsextremistische Szene Ängste in der Bevölkerung bezüglich islamistischer Extremisten ausnutzten. Die Hooligans drängelten sich "in die Rolle der Gutmenschen, um mehr Anhänger zu mobilisieren".

tdo/dpa/AFP