Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat Deutschland und die Nato um militärische Unterstützung im Konflikt mit Russland gebeten. "Deutschland gehört zu unseren engsten Verbündeten und wir hoffen, dass in der Nato jetzt Staaten bereit sind, Marineschiffe ins Asowsche Meer zu verlegen, um der Ukraine beizustehen und für Sicherheit zu sorgen", sagte Poroschenko der Bild-Zeitung.

Er setzt dabei insbesondere auf die Unterstützung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Kanzlerin Merkel ist eine große Freundin der Ukraine. Im Jahr 2015 hat sie durch ihre Verhandlungen in Minsk schon einmal unser Land gerettet, wir hoffen darauf, dass sie uns zusammen mit unseren anderen Alliierten noch einmal so sehr unterstützt", sagte Poroschenko in Hinblick auf das 2015 abgeschlossene Minsker Abkommen.

US-Präsident Donald Trump hatte sich auch für eine Vermittlung durch Merkel ausgesprochen. "Angela, lasst uns Angela einbeziehen!", sagte Trump in einem Interview mit der New York Post und sprach sich dabei auch für eine Einbeziehung Frankreichs aus. Merkel hat sich bereits in den Konflikt eingeschaltet und am Montag erst mit Poroschenko und dann mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert.

Die Situation in der Ukraine

von Russland kontrollierte Gebiete

Putin will nach den Worten Poroschenkos "das alte russische Reich zurück" und greife deshalb nach der ganzen Ukraine. "Als russischer Kaiser, so wie er sich sieht, kann sein Reich nicht ohne die Ukraine funktionieren, er sieht uns als Kolonie", sagte der ukrainische Präsident. Angesichts der "unglaublichen russischen Aggression" forderte Poroschenko weitere Sanktionen des Westens gegen Russland.

"Putin muss unsere Soldaten sofort freilassen und gleichzeitig das Meer freimachen für den internationalen Schiffsverkehr", sagte er unter Bezug auf die von Russland auf der Krim inhaftierten ukrainischen Marineangehörigen. Nicht nur ukrainische Handelsschiffe hängen laut Poroschenko vor der Krim fest, "sondern zu diesem Zeitpunkt auch drei deutsche Schiffe".

Kritik von Russland

Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf den USA und den EU-Staaten eine übergroße Nachsicht mit der Ukraine vor. "In Washington und einigen europäischen Hauptstädten ist man bereit, jede Laune des Kiewer Regimes mitzumachen", sagte Lawrow nach Gesprächen mit seinem Schweizer Kollegen Ignazio Cassis.

Die Krise zwischen Russland und der Ukraine hatte am Sonntag mit einer Konfrontation im Schwarzen Meer begonnen. Die russische Küstenwache hatte in der Straße von Kertsch vor der Halbinsel Krim drei ukrainische Marineschiffe beschossen und gekapert. Mehrere ukrainische Marinesoldaten wurden dabei verletzt, insgesamt 24 Besatzungsmitglieder wurden festgenommen.

Als Reaktion beschloss das ukrainische Parlament auf Antrag von Poroschenko, ein 30-tägiges Kriegsrecht in den Grenz- und Küstenregionen der Ukraine zu verhängen. Russland und die Ukraine weisen sich gegenseitig die Verantwortung für die Krise zu.