Interessant, allerdings sind die Tuareg keine Beduinen. Beduinen sind nomadisierende Araber. Tuareg sind ihrer Herkunft nach Berber.
Sehr geehrter Herr Dr. Heinsohn, der afrikanische Staat Niger gehört nicht zur westlichen Kulturhemisphäre. In Niger wohnen keine “Weissen” und die Konflikte in Niger lassen sich nicht im weltanschaulichen Links-Rechts-Schema der westlichen Welt als Munition gegenüber dem innenpolitischen Gegner verwenden. Israel gehört aber nunmal definitiv zur westlichen Welt. Daher kann man das, was dort abläuft, zwischen Vancouver und Warschau auch so schön exemplarisch für seine eigenen ideologischen Belange verwursten. Die betroffenen Menschen und ihr Schicksal spielen dabei tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle. Wenn das Thema durchgekaut ist, weil das eigene Feindbild nicht mehr bedient werden kann, lässt man die Leute, für die man sich kurz vorher noch achso beherzt engagiert hatte, fallen wie eine ausgequetschte Zitrone und sucht sich am Obststand der Weltpolitik eine neue Frucht, die man auslutschen kann. Das war bei den Anti-Schah und bei den Anti-Vietnam Protesten den 60ziger Jahren so. Da war bei den Militärputschen(Griechenland, Chile, Argentinien, usw.) in diversen zweite und dritte Weltländer in den 70ziger Jahre so. Das war bei den Revolutionen in Mittelamerika(Nicaragua, El Salvador, Guatemala, usw.) in der 80ziger Jahren so. Das war bei den Kriegen der USA in diversen muslimischen Staaten so und das wird auch im Palästina-Israel-Konflikt so sein, wenn diese beiden Parteien sich erstmal auf eine Friedenslösung geeinigt haben. Dann sind die Palästinenser, selbst wenn es ihnen anschließend noch so elend gehen würde, bei all jenen, die sich für sie eingesetzt hatten, keinerlei Mühe und keinerlei Schlagzeilen mehr wert. Stattdessen zieht die Karawane gleichgültig weiter. Der Antisemitismus hat daher, zumindest was die Berichterstattung in den westlichen Medien und die Äußerungen diverser westlicher Parteipolitiker betrifft, meiner Meinung nach nur eine untergeordnete Bedeutung in deren Deutungs- und Argumentationsmuster. Stellen sie sich einmal vor, Herr Heinsohn, in Israel würde nicht Herr Netanjahu vom konservativen Likud-Block regieren, sondern die Macht in dem Land hätte ein sozialistisches Regime mit einem Charismatiker vom Schlag eines Hugo Chavez an der Spitze der Regierung. Glauben Sie, dass die Berichterstattung oder die parteipolitischen Sympathien für das Land dann immer noch die selben wären? Mit Sicherheit nicht!!! Dann würde in den Köpfen vieler Leute plötzlich nicht mehr ein übermächtiges, rechtsgerichtetes Israel gegen arme, schwache, unterdrückte Palästinenser kämpfen, sondern ein schwacher, von allen Seiten bedrohter Leuchtturm des Fortschritts müsste sich gegen ein Meer von klerikal-reaktionären, großarabisch-imperialistischen, feudalistisch-kapitalistischen, diktatorischen Staaten um ihn herum heldenhaft behaupten, und all die Journalisten und Politiker, die zuvor noch virtuell das Palästinensertuch um ihren Hals gewickelt hatten, würden flux zur Kippa wechseln und mutmaßlich viele von jenen, die zuvor noch solidarisch auf “Pro-Israel”-Demos die Flagge mit dem Davidstern geschwenkt hatten, würden die Bibliotheken der Republik bevölkern, um nachzulesen, ob bei der Gründung des jüdischen Staates denn tatsächlich wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen ist und ob den geschundenen Palästinenser vielleicht nicht doch Unrecht angetan wird. So sind die Leute und nicht anders. Davon gehe ich mal aus.
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