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Amtsverzicht US-Verteidigungsminister Hagel tritt zurück

US-Verteidigungsminister Chuck Hagel räumt seinen Posten - auf Wunsch von Präsident Barack Obama. Beide hatten zuvor über die richtige Strategie gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" gestritten.
Amtsverzicht: US-Verteidigungsminister Hagel tritt zurück

Amtsverzicht: US-Verteidigungsminister Hagel tritt zurück

Foto: MARK RALSTON/ AFP

Washington - US-Verteidigungsminister Chuck Hagel tritt zurück. Nach nicht einmal zwei Jahren im Amt gibt der 68-Jährige seinen Posten auf. Wie die "New York Times" berichtet, hat ihn Präsident Barack Obama zum Rücktritt gedrängt.

Hagel war Obamas Mann für den Abzug: Der Verteidigungsminister, der die Kriege im Irak und in Afghanistan herunterfahren und gleichzeitig im Pentagon sparen sollte. Hagel schien perfekt für diese Mission, da er, der Republikaner und Vietnam-Veteran, einer der entschiedensten Kritiker des Irakkriegs war. Zudem verband ihn mit dem Präsidenten eine politische Freundschaft aus ihrer gemeinsamen Zeit im US-Senat.

Der Präsident ist zu dem Schluss gekommen, dass Hagel für den Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) der falsche Mann sei. Der Verteidigungsminister stand für den Abzug aus dem Irak. "Die nächsten Jahre brauchen aber einen anderen Fokus", zitiert die "New York Times" einen Regierungsbeamten .

Streit um Anti-IS-Strategie

Hagel war mit Obama offenbar nicht immer einer Meinung. Früher als der Präsident warnte Hagel vor der Gefahr der Terrormilizen; im Oktober sendete er dem Weißen Haus außerdem ein geheimes Memo mit seinen strategischen Bedenken zu: Es brauche einen klareren Plan, wie parallel zum Kampf gegen den IS mit dem Assad-Regime umzugehen sei.

Es ist der erste Rücktritt eines Ministers nach der Niederlage der Demokraten bei den Kongresswahlen Anfang November. Der Entscheidung seien mehrwöchige Diskussionen mit Obama vorausgegangen. Hagel soll das Pentagon so lange weiterführen, bis ein Nachfolger gefunden ist. Als mögliche Nachfolger gelten Michèle Flournoy, Jack Reed und Ashton Carter.

Der frühere Senator für den Bundesstaat Nebraska und Vietnam-Veteran war seit Beginn von Obamas zweiter Amtszeit im Februar 2013 im Amt. Seine Kür war höchst umstritten. Die Republikaner sträubten sich gegen die Ernennung ihres Parteifreundes, den sie für zu weich hielten. Während seiner Zeit als Verteidigungsminister habe es Hagel nach Angaben von Insidern nie geschafft, in den Kreis der engsten Vertrauten von Obama aufzusteigen.

Zuletzt schien es so, als sei US-Generalstabschef Martin Dempsey die zentrale Figur im Pentagon. Bei einer Fragestunde im Streitkräfteausschuss des Repräsentantenhauses vor zwei Wochen führte meist Dempsey das Wort, wollte US-Kampftruppen für die Zukunft nicht mehr ausschließen, wie das der Präsident und Hagel stets taten: "Ich will an diesem Punkt keine Voraussage treffen, ob ich empfehlen werde, dass diese Truppen in Mossul von US-Kräften begleitet werden, aber wir werden das sicherlich bedenken", so Dempsey.

syd/sef