Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt zum Schluss, dass "Österreich in sehr vielen Bereichen nach wie vor sehr gut dasteht", aber bezüglich seiner Zukunftsfähigkeit international "nur im Mittelfeld liegt".

Übersetzung: Was wir in den vergangenen Jahrzehnten aufbauen konnten, müssten wir jetzt laufend erneuern; aber wir tun es nicht, und daher rinnt unser Wohlstand mit zunehmendem Tempo aus. Die Bertelsmann-Studie stellt dazu fest, Reformen (im Bildungswesen, bei den Pensionen und in der Forschung) seien "zwar nötig, lassen sich jedoch derzeit nur schwer politisch durchsetzen".

Das hätten wir so auch gewusst, aber die eigentliche Frage ist ja, warum ist das so? Die Kernthese lautet wohl: Die regierenden Parteien sind auf ihre Besitzstands-Klientel geschrumpft. SPÖ: Pensionisten, Beschäftigte in "roten Bastionen" (ÖBB, Gemeinde Wien). ÖVP: Beamte, Bauern, Beschäftigte in "schwarzen" (Länder-) Bastionen. Also in beiden Fällen überwiegend geschützter, subventionierter Sektor.

Dort wären aber die meisten Reformen notwendig, und zwar solche, die nicht ganz angenehm sind. Daher lässt sich so viel "politisch nicht durchsetzen". Immer schreit eine Interessengruppe, worauf sowohl SPÖ als auch ÖVP sofort zurückrudern. Ein Rezept für Stillstand. Das geht schon noch eine Weile. Dann wird es - so um 2020 - eine Studie geben über das Thema: "Warum Österreich doch abgesandelt ist". (Hans Rauscher, DER STANDARD, 8.4.2014)