Zum Inhalt springen

Kurz vor dem Truppenabzug Afghanistan beklagt so viele Zivilopfer wie noch nie

Internationale Truppen verlassen Afghanistan - doch sicherer ist das Land nicht geworden: 2014 erreichte die Zahl der getöteten und verletzen Zivilisten einen Höchststand. Besonders betroffen sind Kinder.
Autowrack nach Selbstmordanschlag in Kabul: Immer mehr Zivilisten unter den Opfern

Autowrack nach Selbstmordanschlag in Kabul: Immer mehr Zivilisten unter den Opfern

Foto: OMAR SOBHANI/ REUTERS

Kabul/Hamburg - In wenigen Tagen endet der internationale Kampfeinsatz in Afghanistan, schon bald sollen die meisten ausländischen Soldaten das Land verlassen haben. In Zukunft, so der Plan, sorgen die afghanischen Einheiten selbst für Sicherheit. Die Voraussetzungen für einen reibungslosen Übergang sind allerdings ausgesprochen schlecht: Schon jetzt haben die Gewalttaten gegen Zivilisten einen neuen Höchstwert erreicht.

Von Januar bis November seien 3188 Zivilisten getötet und 6429 weitere verletzt worden, teilte die Uno-Mission in Afghanistan (Unama) am Samstag mit.

So viele zivile Opfer in einem Jahr seien seit Beginn der Uno-Erhebungen 2009 nicht gezählt worden. Im Vergleich zum gesamten Jahr 2013 seien bereits jetzt 19 Prozent mehr Menschen getötet und verletzt worden, hieß es von Unama. In etwa drei Viertel der Fälle stammten die Täter aus dem radikalislamischen Umfeld der Taliban.

Besonders erschreckend sind die vielen Übergriffe auf Kinder: Hier ist die Zahl der Opfer um 33 Prozent gestiegen, bei Frauen sind es zwölf Prozent (beides im Vergleich zu 2013). Die Uno-Mission ist sich schon jetzt sicher: Bis Ende Dezember wird die Marke von 10.000 Opfern überschritten sein. In etwa drei Viertel der Fälle liege die Verantwortung für die Gewalttaten bei den radikalislamischen Aufständischen im Land.

Nach US-Angaben war das Jahr 2014 auch für die afghanischen Sicherheitskräfte das bislang gefährlichste. Demnach wurden von Januar bis Oktober mehr als 4600 Soldaten und Polizisten getötet.

An der Isaf-Folgemission "Resolute Support" zur weiteren Unterstützung der Sicherheitskräfte durch Ausbildung und Beratung sollen sich ab dem neuen Jahr rund 12.000 Soldaten aus 40 Staaten beteiligen. Deutschland entsendet bis zu 850 Bundeswehrsoldaten, die USA voraussichtlich knapp 9000.

Deutsche Soldaten auch für Sicherung zuständig

Die neue Mission ist nach bisheriger Planung auf zwei Jahre angelegt. Gefährlich bleibt es für die Bundeswehr auch weiterhin. Ihre Hauptaufgabe wird zwar die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Streitkräfte sein. Die deutschen Soldaten sollen aber auch für die Sicherung, den Schutz und die Evakuierung militärischer und ziviler Kräfte eingesetzt werden können. Dafür werden auch Spezialkräfte bereit stehen.

jok/AFP/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.