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Republikaner gegen Trump Bush-Berater Wolfowitz will Clinton wählen

Er ist einer der führenden republikanischen Neokonservativen und unterstützte den Irakkrieg. Nun sagt Paul Wolfowitz dem SPIEGEL: Er werde die Demokratin Hillary Clinton wählen, Donald Trump finde er "verstörend".
Paul Wolfowitz

Paul Wolfowitz

Foto: JIM WATSON/ AFP

Ein weiterer prominenter Republikaner kündigt seinen Widerstand gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump an. Mit dem ehemaligen stellvertretenden US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz erklärt nun einer der führenden Neokonservativen aus der Zeit von George W. Bush, dass er Trump bei der kommenden Präsidentschaftswahl nicht unterstützen könne.

"Ich wünschte, es gäbe einen Kandidaten, für den ich überzeugt stimmen könnte", sagt Wolfowitz im Interview mit dem SPIEGEL. "Ich werde wohl Hillary Clinton wählen müssen." (Lesen Sie hier das vollständige Wolfowitz-Interview im neuen SPIEGEL.)

Er habe zwar "große Vorbehalte" gegen Clinton, halte Trump aber für ein Sicherheitsrisiko, weil dieser den russischen Staatspräsidenten Putin verehre und sich von China beeindrucken lasse. "Das finde ich verstörend", so Wolfowitz über Trump. "Es ist wichtig klarzumachen, wie inakzeptabel er ist." Erst vor wenigen Wochen hatten 50 ehemalige Sicherheitsfachleute der Republikaner erklärt, dass sie Trump nicht wählen wollten. Mit Wolfowitz äußert sich nun einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten "Neocons" in ähnlicher Weise.

Wolfowitz war als Stellvertreter von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld einer der engsten Berater von George W. Bush in der Zeit des Irakkriegs. Er gehörte zu den maßgeblichen Befürwortern der Strategie, mit Regimewechseln die Demokratie im Nahen Osten voranzutreiben. Während der großen Friedensdemonstrationen in Europa gegen den Irakkrieg war Wolfowitz eines der Feindbilder der Friedensbewegung, weil er als Architekt des Einsatzes galt. Wenn er immer wieder so bezeichnet werde, sei das aber "unzutreffend", so Wolfowitz heute. "Wenn ich der Architekt gewesen wäre, wären viele Dinge anders gelaufen."

In dem Interview äußert er sich denn auch kritisch über die Vorgehensweise der US-Regierung während des Einsatzes im Jahr 2003. "Wir kamen, um das Land zu befreien. Dann haben wir es besetzt", sagt Wolfowitz, "Für viele Iraker war das ein totaler Widerspruch." Wolfowitz macht für viele Fehler auch das US-Außenministerium mitverantwortlich. Zunächst habe es so ausgesehen, als ob der Einsatz in eine andere Richtung gehen werde, sagt Wolfowitz.

Der Einmarsch habe damals auf Basis von Geheimdienstinformationen stattgefunden, die sich später als falsch herausstellten. "Natürlich hätten wir einen anderen Ansatz verfolgt, wenn wir gewusst hätten, dass Saddam Hussein keine Massenvernichtungswaffen hortet, sondern es nur plant", sagt Wolfowitz, "Wir wären nicht einmarschiert."

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich gegen Interventionismus ausgesprochen und angekündigt, als Präsident kein "nation building" betreiben zu wollen, wie es George W. Bush einst vorschwebte. Trump kritisiert seit Bekanntgabe seiner Kandidatur immer wieder die Entscheidung der Bush-Regierung, in den Irakkrieg zu ziehen. Im Vorfeld des Krieges hatte er sich selbst allerdings dafür ausgesprochen.