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AfD-Rechtsaußen Björn Höcke bricht ZDF-Interview ab

Nach etwa zehn Minuten wollten Höcke und sein Pressesprecher ein Interview mit dem ZDF von vorn beginnen, weil die Fragen ihn "stark emotionalisiert" hätten. Als der Journalist das verweigerte, beendete Höcke das Gespräch.
AfD-Politiker Höcke: ""Mit mir kein Interview mehr für Sie"

AfD-Politiker Höcke: ""Mit mir kein Interview mehr für Sie"

Foto: Felipe Trueba/ EPA-EFE/ REX

AfD-Politiker Björn Höcke hat ein Fernsehinterview mit dem ZDF abgebrochen. Zuvor hatten er und sein anwesender Pressesprecher gefordert, das Interview noch einmal neu zu beginnen, weil Höcke angeblich nicht auf die Fragen vorbereitet gewesen sei. Der ZDF-Journalist wies diese Forderung als völlig unüblich zurück, woraufhin Höcke und sein Sprecher das Gespräch nach kurzer Diskussion abbrachen.

Zu Beginn des Gesprächs, das am Sonntagabend in der Sendung "Berlin direkt" ausgestrahlt wurde, hatte der Interviewer dem AfD-Politiker kurze Videos gezeigt, in denen Parteikollegen von ihm mit Auszügen aus Höckes Buch konfrontiert worden waren und erraten sollten, ob diese von Höcke oder aus Adolf Hitlers "Mein Kampf" stammen. Keiner von ihnen wollte sich festlegen. Bei einem Beispiel antwortete der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Maier: "Wenn eher aus 'Mein Kampf', würde ich sagen, aber nicht von Herrn Höcke." Höckes Reaktion: "Das sagt vor allen Dingen, dass die meisten mein Buch gar nicht gelesen haben."

Fragen sollen Höcke "stark emotionalisiert" haben

Mit Überschneidungen seiner Sprache und der Terminologie des Nationalsozialismus konfrontiert, beschwerte der AfD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen sich über "dieses permanente Rekurrieren auf den NS". Es gebe keine allgemeingültige Definition dessen, was NS-Sprache sei, so Höcke. Immer wieder fragte der Journalist Höcke, ob die von ihm verwendeten Begriffe wie "entartet" und "Volksverderber" nur zufällig auch NS-Vokabular seien.

Nach etwa zehn Minuten Gespräch mischte sich der anwesende AfD-Sprecher ein. "Das geht so nicht. Sie haben jetzt Herrn Höcke mit Fragen konfrontiert, die ihn stark emotionalisiert haben, und diese Emotionen sollte man so nicht im Fernsehen bringen." Er forderte, das Gespräch von vorn zu beginnen. "Das machen wir bestimmt nicht noch mal, aber das wissen Sie auch," antwortete der ZDF-Journalist. Man komme in "den sensiblen Bereich" der Pressefreiheit, wenn "ich die Fragen so oft stellen soll, bis Sie mit den Antworten zufrieden sind."

Höcke kündigt "massive Konsequenzen" an

Der AfD-Rechtsaußen und sein Sprecher behaupteten, im Vorfeld nicht auf diese Art von Fragen vorbereitet gewesen zu sein. Der ZDF-Journalist betonte jedoch, explizit Fragen zu Höckes Sprache und seinem Demokratieverständnis angekündigt zu haben.

Als der Journalist sich auch nach mehrminütiger Diskussion weigerte, das Gespräch neu zu starten, kündigte Höcke "massive Konsequenzen" an. Er beklagte, dass Politiker und Journalisten nicht mehr vertrauensvoll miteinander reden könnten, weil man das Gefühl habe, dass "der Journalist einen politischen Auftrag exekutiert".

Es sei klar, dass es "mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird." Höcke machte Andeutungen, dass der Journalist das in Zukunft bereuen könnte. "Wir wissen nicht, was kommt", so Höcke, vielleicht werde er "auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Land. Könnte doch sein."

DJV-Vorsitzender nennt Reaktion des Journalisten völlig richtig

Das Interview wurde am vergangenen Mittwoch in Erfurt geführt. Das ZDF hat das Gespräch und den Streit über den möglichen Neubeginn des Interviews sowohl als Video in voller Länge  als auch verschriftlicht  veröffentlicht.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Frank Überall, erklärte am Abend, es sei völlig richtig gewesen, dass sich der ZDF-Kollege nicht darauf eingelassen habe, das Interview in Höckes Sinne "weichzuspülen". "Björn Höcke hat ein weiteres dunkles Kapitel des gestörten Umgangs der AfD mit der Pressefreiheit im Allgemeinen und kritischen Journalistinnen und Journalisten im Besonderen aufgeschlagen", kritisierte Überall.

Im Video: Der rechte Flügel hebt ab - Björn Höcke und der Personenkult

SPIEGEL TV
yer/AFP/dpa
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