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Perfektionismus: Perfektionisten leben gefährlich

Wer immer alles hundertprozentig erledigen will, schadet seiner Gesundheit. Perfektionismus kann krank machen und ähnlich schädlich sein wie Rauchen.

Ballerina mit Spitzenschuhen
iStockphoto

Schneller, schöner, effizienter - der Druck, in allen Lebensbereichen perfekt zu sein, scheint immer größer zu werden. Doch wir sind keine Maschinen. Fehler, Makel und Umwege gehören zum Leben nun einmal dazu. Wer immerzu dagegen angeht, runiert nicht nur seine Nerven, sondern auch die Gesundheit.

 

 

Auch Perfektion hat einen Haken

Ärzte haben beobachtet, dass der Stress der Perfektionisten zahlreiche Erkrankungen wie Infektionskrankheiten begünstigt und so lebensverkürzend wirken kann. Alles richtig zu machen oder machen zu wollen, wird also nicht zwangsläufig mit einem langen Leben belohnt! Wissenschaftler haben drei Typen von Perfektionisten identifiziert. Welcher bist du?

  1. Du stellst hohe Ansprüche an dich selbst.
  2. Du stellst hohe Ansprüche an Andere.
  3. Du bist überzeugt, dass andere von dir Perfektion erwarten.

Gehörst du zur dritten Kategorie, leidest du möglicherweise besonders stark, weil du die Grenzen deiner Belastbarkeit besonders extrem überschreitest. Wie Tennisstar Andre Agassi, Ehemann von Steffi Graf.  Während seiner Karriere litt er ständig unter starken Rückenschmerzen. Sein ehrgeiziger Vater hatte ihn gnadenlos angetrieben und in ihm dadurch nicht nur den letzten Funken Spaß am Sport ausgelöscht, sondern auch dafür gesorgt, dass sein Sohn maßlos trainierte. „Ich hasse Tennis„, gestand der Superstar in seinen Memoiren. Mehr Achtsamkeit mit dir selbst und deinen Bedürfnissen wäre unbedingt angebracht, um der Perfektionismus-Spirale zu entkommen.

 

Perfektionismus macht das Leben schwer

Wer sich von anderen zur Perfektion drängen lässt, ist häufiger krank und fehlt öfter im Job. Eine kanadische Studie des Trinity College stellte zudem fest, dass Perfektionisten ein rund 50 Prozent höheres Risiko haben, frühzeitig zu sterben. Das liegt auch daran, dass sie seltener um Hilfe bitten. Sogar gut gemeinte Hilfsangebote lehnen sie öfter ab als andere, weil sie dies als Einmischung empfinden. Sie wissen schließlich selbst, was am besten ist!

Wer hingegen eher auf Gemeinschaft als auf Perfektion setzt, tut seiner Gesundheit etwas Gutes. Sozialer Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung wirken lebensverlängernd - ein Faktor, der Perfektionisten meist fehlt. Stattdessen regiert bei ihnen der Stress und das sorgt für Daueralarm beim Adrenalinpegel. Der Körper fragt sich ständig, ob er kämpfen oder fliehen soll: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Atmung fällt schwerer - das legt die Grundlagen für Herzkreislauferkrankungen.

 

Resilienz entscheidet über Stressverarbeitung

Ausgerechnet Perfektionisten scheinen anfälliger für Stress zu sein, was ihnen gesundheitlich zum Verhängnis wird. Wer psychisch widerstandsfähiger ist, bleibt auch unter Druck länger ruhig. Nur in Extremsituationen wird der Stressmodus als Überlebenshilfe eingeschaltet. Ist die Gefahrensituation vorüber, erholen sich diese Menschen ziemlich schnell. Perfektionisten hingegen sind ständig in Panik, ob bewusst oder unbewusst. Das heißt, ihr Körper ist immer in Alarmbereitschaft. Kommt eine weitere Belastung hinzu, beispielsweise ein Test, steigert sich die Stressreaktion noch mehr.

 

 

Gesundheitliche Risiken durch Perfektionismus

Neben Herz und Kreislauf leidet auch das Immunsystem. Der Grund dafür: Der Körper konzentriert sich darauf, die Organe mit Energie zu versorgen, die für die vermeintliche Gefahrensituation gebraucht werden. Dadurch kommen Immunsystem, Verdauung und Haut zu kurz. Gerade die Verdauung wird oft als selbstverständlich hingenommen, dabei ist der Darm ein sensibles Organ, das auf anhaltenden Stress oft mit Verstopfung, Durchfall und Blähbauch reagiert. Das kann unter anderem zu einem Reizdarm führen, der sich jeglicher Kontrolle durch den Perfektionisten entzieht und nur schwer zu heilen ist. Auch Essstörungen werden durch Perfektionismus befördert. Sie sind ein Hilfeschrei des Nervensystems, das unter dem Kontrollzwang leidet.

 

Perfektionisten sind streng zu sich und anderen

Fatalerweise ballt sich Perfektionismus oft in Berufe, in denen extremer Einsatz gefragt ist, so dass viele Workaholics zusammenkommen. Der Drang, alles unter Kontrolle zu haben und immerzu Topergebnisse ohne Fehler zu liefern, begünstigt auch Schlaflosigkeit. Ohne ausreichende Ruhe wird der Körper jedoch ebenfalls leichter krank.

Liegen Perfektionisten einmal flach, sind sie alles andere als perfekte Patienten: Sie sind streng mit sich, hadern mit der Erkrankung und kümmern sich zu wenig um den Heilungsprozess. Sie empfinden die Krankheit als Zeichen ihres Versagens. Immerhin gibt es jedoch auch Gesundheitsfragen, bei den Perfektionisten besser abschneiden: Wenn es um die langfristige Beherrschung einer chronischen Erkrankung wie Diabetes geht, sind sie oft von einer Konsequenz, von der andere nur träumen können.

Generell jedoch gilt: Weniger Perfektionismus, mehr Laissez-faire, mehr Lächeln, weniger Zähneknirschen und Crunch-it.

 

Quelle: Cover Media