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Intervention im Irak Cameron bereitet britische Luftschläge gegen IS vor

Großbritannien bereitet Luftschläge gegen die Terrormiliz IS vor - und will auch Iran diplomatisch einbinden. Premier David Cameron wartet nur noch auf das Ja des Unterhauses.
Britische "Typhoon"-Kampfflugzeuge: Luftschläge gegen den IS werden wahrscheinlicher

Britische "Typhoon"-Kampfflugzeuge: Luftschläge gegen den IS werden wahrscheinlicher

Foto: GIAMPIERO SPOSITO/ REUTERS

Großbritannien wird sich womöglich schon bald an den Luftschlägen gegen die IS-Extremisten im Irak und in Syrien beteiligen. Laut britischen Medien könnte das britische Unterhaus gegen Ende der Woche einberufen werden, um eine Intervention zu autorisieren.

Großbritannien wäre nach Frankreich der zweite Nato-Staat, der den USA militärisch zur Seite springt. Nach wochenlangen Luftangriffen auf IS-Stellungen im Irak hatte das amerikanische Militär in der Nacht zum Dienstag die Angriffe erstmals auf Syrien ausgeweitet.

In seiner Rede vor der Uno-Vollversammlung in New York will der britische Premier David Cameron am Mittwoch seine Unterstützung der Luftschläge signalisieren und weitere britische Hilfe in Aussicht stellen. Bislang fliegt das Land nur Aufklärungsflüge und liefert Ausrüstungsmaterial an die kurdischen Kämpfer im Nordirak.

Cameron will in New York auch versuchen, Iran in die Anti-IS-Koalition einzubinden. Er trifft den iranischen Präsidenten Hassan Rohani zum Vier-Augen-Gespräch - das erste bilaterale Treffen auf höchster Ebene seit der iranischen Revolution 1979. Die Erfolgschancen werden jedoch als gering eingeschätzt.

Die britische Beteiligung an der IS-Mission hängt noch vom Unterhaus ab. Bislang hat Cameron gezögert, die Abgeordneten zusammenzurufen, weil er nicht noch eine Abstimmungsniederlage wie vergangenes Jahr erleben will. Damals hatte das Parlament Luftschläge gegen das Assad-Regime in Syrien abgelehnt.

Labour fordert Uno-Resolution

Nun jedoch scheint die Stimmung gekippt zu sein - nicht zuletzt, weil laut Umfragen auch eine Mehrheit der Briten für Luftschläge ist. Eine Reihe von Tory-Hinterbänklern, die vergangenes Jahr gegen die Syrien-Mission gestimmt hatten, sprechen sich nun für eine Intervention gegen den IS aus - und zwar in Irak und Syrien. Jede Militärstrategie müsse beide Länder umfassen, sagte der konservative Abgeordnete Crispin Blunt der BBC.

Selbst die Labour-Opposition hält den Kampf gegen die Islamisten für richtig. Seine Partei unterstütze die jüngsten US-Luftschläge in Syrien, sagte Parteichef Ed Miliband am Dienstag auf dem Parteitag in Manchester. Nun wolle man eine Uno-Resolution sehen, um den Kampf gegen den IS auf eine breite internationale Basis zu stellen.

Auch ohne Uno-Resolution scheint Labour aber gewillt, einer britischen Beteiligung an Luftschlägen zuzustimmen. Eine Hilfsanfrage der irakischen Regierung gilt in London als ausreichend. Cameron könne auf die Sympathie der Labour-Fraktion bauen, wenn er dem Unterhaus einen klaren Plan vorlege, sagte der frühere Außenminister Jack Straw der BBC. Der Kampf gegen den IS sei nicht mit der Debatte um Assad zu vergleichen. Die "mittelalterlichen Barbaren" seien "in einer anderen Liga" und müssten gestoppt werden.

Die stellvertretende Labour-Parteichefin Harriet Harman sagte, der IS müsse "eingedämmt" werden. "Es darf nicht zugelassen werden, dass sie immer weiter wachsen und ihr Territorium vergrößern."

Umstritten ist allerdings noch, ob Großbritannien sich nur im Irak oder auch in Syrien engagieren sollte. Straw sagte, ein Eingreifen in Syrien müsse von der Assad-Regierung genehmigt werden.

Die britische Regierung steht zusätzlich unter Druck, weil die IS-Terroristen noch zwei britische Geiseln in ihrer Gewalt haben. Als erster Brite war vor zehn Tagen bereits David Haines, Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, enthauptet worden. Die beiden anderen Geiseln tauchten in den vergangenen Tagen in IS-Propagandavideos auf. Im jüngsten Video musste der entführte Reporter John Cantlie in orangefarbener Gefangenenkleidung eine Botschaft der Terroristen verlesen. Darin wurden die USA und ihre Verbündeten gewarnt, der Kampf gegen den IS werde wie der Vietnam-Krieg enden.