Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat Vorwürfe der Bundesregierung zurückgewiesen, seine Regierung nutze lancierte Berichte über eine angebliche Vergewaltigung in Berlin zur politischen Propaganda. "Wir mischen uns nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein", sagte Lawrow in der turkmenischen Hauptstadt Aşgabat. In dem Fall gehe es um die Menschenrechte.

"Unsere deutschen Freunde kommentieren – wesentlich häufiger als wir – verschiedene Aspekte des gesellschaftlichen Lebens in Russland, und das nicht nur auf dem Gebiet der Menschenrechte, sondern auch auf anderen Gebieten", sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Lawrow kritisierte erneut die Intransparenz deutscher Behörden. Nach "allen Regeln der zivilisierten Welt" hätte Russland rechtzeitig über den Zwischenfall informiert werden müssen. Erste Hinweise habe Moskau aber nicht von deutschen Behörden, sondern von der russischsprachigen Gemeinde in Deutschland erhalten. "Genau deshalb ist diese Situation entstanden (...) Da es sich um eine Bürgerin der Russischen Föderation handelt, können wir nicht einfach das Ende der Untersuchung abwarten", sagte Lawrow.

"Wenn die zuständigen Behörden in der Bundesrepublik die notwendigen Informationen gewähren, wird es weniger Missverständnisse geben, davon bin ich überzeugt", sagte Lawrow. Je schneller Russland über solch ernste Situationen seiner Bürger verständigt werde, umso besser für die bilateralen Beziehungen. "Dann werden bei niemandem mehr Fragen entstehen, was Propaganda oder Einmischung in innere Angelegenheiten ist", sagte Lawrow.

Russische Medien hatten ausführlich von dem Fall einer 13-jährigen Berlinerin mit russischen Wurzeln berichtet und behauptet, sie sei 30 Stunden lang von Flüchtlingen vergewaltigt worden. Die Zeitungen verbreiteten darüber hinaus den vollen Namen sowie Fotos der Minderjährigen. Die deutsche Polizei habe sie zur Falschaussage zwingen wollen, hieß es.

Die Berliner Polizei teilte mit, es habe weder eine Entführung noch eine Vergewaltigung, sondern einvernehmlichen Sex gegeben. Die Angehörigen des Mädchens bestritten das und warfen der Polizei vor, sie habe Druck auf die 13-Jährige ausgeübt, damit sie ihre ursprüngliche Aussage ändere. In mehreren Städten gab es wegen des Falls Kundgebungen unter Beteiligung von russischstämmigen Demonstranten und Rechtspopulisten.