Amnesty International wirft beiden Konfliktparteien in der Ostukraine Folter von Gefangenen und weitere Verbrechen vor. Für die fast täglich begangenen Kriegsverbrechen von prorussischen Separatisten und prowestlichen Kämpfern lägen überwältigende Beweise vor, teilte die Menschenrechtsorganisation in einem Bericht mit

Amnesty hat nach eigenen Angaben 33 frühere Gefangene beider Seiten befragt. Ihre Aussagen seien übereinstimmend und grauenvoll, hieß es in der Mitteilung. Ihnen seien die Knochen gebrochen worden, man habe sie mit Elektroschocks gequält, über Tage nicht schlafen lassen, zum Schein hingerichtet und ihnen dringend notwendige medizinische Hilfe verweigert. Besonders häufig machten sich hier wohl die Angehörigen irregulärer Einheiten schuldig.

Laut Amnesty hätten Röntgenbilder, Fotos und Krankenhausakten die Darstellungen bestätigt. Die Befragten seien teils von Separatisten, teils von ukrainischen Vollzugsbehörden und vom ukrainischen Geheimdienst SBU gefangen gehalten und gefoltert worden.

Darüber hinaus hätten Angehörige prorussischer Milizen in der ostukrainischen Region Donbass mindestens acht Gefangene exekutiert. Die Organisation beruft sich dabei auf Berichte von Augenzeugen, Krankenhausakten, Medienberichte und Soziale Netzwerke.

Beide Seiten hielten zudem Zivilisten gefangen. Sie müssten ihren Kämpfern klar machen, welche Konsequenzen die Misshandlung von Gefangenen nach internationalem Recht habe und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, so Amnesty.

Neues Treffen der Kontaktgruppe Anfang Juni

Beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Minsk ist derweil kein Durchbruch erzielt worden. Ein weiteres Treffen ist für Anfang Juni in der weißrussischen Hauptstadt geplant, wie der Verhandlungsführer der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk nach dem Ende der Gespräche mitteilte. Er sagte, Thema seien unter anderem Wahlen in Luhansk und der "Volksrepublik Donezk" im Osten der Ukraine gewesen. Doch es sei keine Einigung erzielt worden.

An dem Treffen am 2. Juni wird nach Angaben des Verhandlungsführers der "Volksrepublik Donezk" auch der ehemalige ukrainische Präsident Leonid Kutschma teilnehmen.

Bei den Kämpfen im Osten der Ukraine zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischen Soldaten sowie Kiew-treuen Milizen wurden in den vergangenen zwölf Monaten nach Schätzungen mindestens 6.250 Menschen getötet.