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Deutsche Politiker berichten Gebetsfrühstück mit Donald Trump: "Ich war überrascht, wie schlecht seine Rede war"

National Prayer Breakfast mit Donald Trump: Deutsche Politiker berichten
Zum Teil enttäuscht von Donald Trump (2. v. l.): Tilo Braune (SPD), Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Die Grünen) und Volker Münz (AfD, v. l.)
© Evan Vucci/Sebastian Widmann/Michael Kappeler/Picture Alliance
Das "National Prayer Breakfast" in den USA ist eine Institution mit Tradition. Politiker aus aller Welt treffen sich auf der religiösen und überparteilichen Kontaktbörse. Deutsche Gäste berichten im stern von ihren Erlebnissen - und ihrer Enttäuschung über US-Präsident Donald Trump.

In diesem Jahr hielt er sich kurz. Knapp 13 Minuten sprach US-Präsident Donald Trump zu seinen rund 3000 Gästen aus etwa 140 Nationen, die zum alljährlichen "National Prayer Breakfast" nach Washington gereist waren. Das Gebetsfrühstück ist eine überparteiliche und religiöse Kontaktbörse und seit Dwight D. Eisenhower gewissermaßen auch eine präsidiale Institution(der stern berichtete: Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen). Dort hat auch Donald Trump eine Rede gehalten.

Auch eine deutsche Delegation reiste mit acht Teilnehmern zu dem Treffen, bei dem es neben Kaffee, Brötchen und Orangensaft vor allem eines gab: wertvolle Gespräche. Und (fast) alle sind sich nachher einig: Der Austausch auf internationaler Bühne war ein Erfolg - nur der US-Präsident hat nicht geliefert. Dem stern berichten Tilo Braune (ehem. SPD-Staatssekretär, Geschäftsführer der Peter-Krämer-Stiftung), Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bundestagsabgeordnete der Grünen) und Volker Münz (Bundestagsabgeordneter der AfD) von ihren Erlebnissen.

Was hat Ihnen am "National Prayer Breakfast" gefallen - und was nicht?

Tilo Braune, SPD: "Ich war zum siebten Mal beim Gebetsfrühstück. Mir hat gefallen, was mir seitdem jedes Mal gefallen hat: Die große Gemeinschaft von Menschen aus vielen Teilen der Welt, die politisch interessiert sind und sich für die Themen Versöhnung und Frieden einsetzen. Dieser Austausch ist auch für meinen allgemeinen Arbeitsalltag als Geschäftsführer einer Hamburger Stiftung, die Schulen in Afrika baut, ungemein wichtig. Beim Gebetsfrühstück entstehen wertvolle Kontakte, die sich auch abseits der Veranstaltung ausbauen lassen. So entwickelt sich eine Basis und ein Netzwerk von politischen Entscheidungsträgern, nicht zuletzt durch das gemeinsame Beten. Was mir nicht gefallen hat: US-Präsident Donald Trump - der mich wieder enttäuscht hat."

Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Die Grünen: "Ich war das erste Mal dabei. Gut gefallen hat mir der Dialog. In dieser sehr angespannten politischen Situation in den USA halte ich das für sehr wertvoll. Im Rahmen der Tage rund um das 'Prayer Breakfast' gab es tatsächlich viele Gesprächsrunden, in denen Demokraten und Republikaner ernsthaft miteinander gesprochen haben. Miteinander reden hilft ja bekanntlich. Religiosität ist aus meiner Sicht Privatsache, das Wissen über Religionen ist aber ein wichtiger Bildungsinhalt. Ich finde die Trennung von Staat und Kirche wichtig. In den USA ist das ganz anders. Mir war das aus meinen früheren USA-Reisen bekannt, aber es hat mich noch mal mit Wucht berührt, wie anders das Verständnis ist. So gab es beispielsweise mehrfach die Aufforderung für die Armen zu beten. Ich habe Glauben immer als Aufforderung verstanden, soziale und gerechte Politik zu machen."

Volker Münz, AfD: "Die Stimmung war sehr beeindruckend. Es wurde viel über den Glauben gesprochen, im Mittelpunkt standen Begegnungen - es sind viele Kontakte zustande gekommen. Trotz der Größe und den vielen Gästen war alles sehr gut organisiert, man hat sich um unser Wohlbefinden bemüht. Negatives kann ich nicht berichten."

Wie haben Sie Donald Trumps Rede und sein Auftreten empfunden?

Tilo Braune: "Der Präsident hat mich wieder enttäuscht. Er hat eine belanglose Allerweltsrede gehalten, die vermutlich einer seiner braven Mitarbeiter für ihn aufgesetzt hatte. Seine Worte waren wenig glaubhaft. Ich hatte das Gefühl, er nimmt die Veranstaltung nicht ernst. Ein krasses Kontrastprogramm: Während sein Vorgänger Barack Obama viel über die Kraft, die ihm sein Glaube gibt, gesprochen hat, wirkte Trumps Auftritt lustlos und unengagiert. Er kam zu spät, schüttelte ein Paar Hände, hielt eine langweilige Rede, schüttelte wieder ein paar Hände - und verschwand."

Dr. Kirsten Kappert-Gonther: "Ich hatte mit einer schlechten Rede gerechnet. Ich war dann aber doch überrascht, wie schlecht die Rede war. Trump reihte einen Allgemeinplatz an den anderen und hoffte nach jedem Satz auf Applaus. Der kam allerdings nur schleppend. Ganz unangenehm fand ich, wie er ein kleines Mädchen, das gerade eine schwere Operation überstanden hatte, instrumentalisiert hat. Er hat ihren Mut gelobt, um dafür Applaus zu bekommen. Trump hat übrigens nur die Amerikaner adressiert. Hatte er übersehen, dass Menschen aus 140 Nationen anwesend waren?"

Volker Münz: "Aus meiner Sicht hat Donald Trump eine gute und nachdenkliche Rede zum Thema Glauben, immer mit Bezug auf die USA, gehalten. Das hat mich beeindruckt. Diese Verknüpfung von Politik und Glauben findet man in deutschen Reden nicht. Ein Umstand, den ich hierzulande durchaus vermisse. Ich hatte den Eindruck, dass es Trump ernst und ehrlich meint. Zugegeben: Ich hatte Vorbehalte. Mir gefallen sein Politikstil, seine Sprüche und ruppigen Auftritte nicht immer. Umso mehr hat es mich überrascht, dass er so eine nachdenkliche Rede gehalten hat, die ohne jegliche Provokationen oder flapsigen Bemerkungen ausgekommen ist."

Wofür haben Sie das "National Prayer Breakfast" genutzt - mit wem haben Sie Kontakte geknüpft, worüber debattiert?

Tilo Braune: "Wir haben etwa für unser Projekt 'Schulen für Afrika', das wir gemeinsam mit Unicef und der Nelson Mandela Foundation betreiben, afrikanische Entscheidungsträger getroffen. Auch dafür ist das Gebetsfrühstück wertvoll: Man tritt mit Menschen in Kontakt, die einen unkompliziert Wege in die jeweiligen Regierungen und zu weiteren Gesprächspartnern bahnen können. So habe ich mich etwa mit dem Außenminister Togos getroffen, da wir in Togo eine Schule bauen wollen. Wie in den vergangen Jahren war für uns deutsche Teilnehmer aber auch der Kontakt zu Partnern vom Balkan wichtig. Die Länder streben eine EU-Mitgliedschaft an, alte Konflikte sorgen allerdings noch für einen teilweise schwierigen Umgang miteinander."

Dr. Kirsten Kappert-Gonther:"Ich habe eine Reihe von sehr interessanten Gesprächen gehabt. Besonders eindrücklich waren die Gespräche mit Ungarischen Parlamentariern der Opposition mit Vertretern der christlichen Minderheit in Syrien. Ich habe durch viele Gespräche am Rande mit den freiwilligen Helferinnen auch mehr über evangelikale Republikaner verstanden und somit mehr über die USA. Außerhalb des offiziellen Programms habe ich mich sowohl mit den Washingtoner Grünen als auch mit Julie Burkhart, einer Frauen-rechts und 'Pro-Choice'-Aktivistin getroffen, um ein transnationales Bündnis für reproduktive Selbstbestimmung zu schmieden."

Volker Münz: "Ich habe mich mit einigen amerikanischen Politikern getroffen und ausgetauscht. Ein Großteil dieser Treffen fand mit konservativen, also republikanischen, Politikern statt. Aber auch mit Demokraten habe ich Kontakte geknüpft. Das politische Leben besteht zum Großteil aus Kontakten und Netzwerken und diese Veranstaltung fördert den Austausch ungemein. Mich hat diese Veranstaltung in meiner Haltung daher bestärkt: Wir müssen mehr miteinander reden, auch über politische Grenzen hinweg. Das wünsche ich mir auch für Deutschland. Ich will mit anderen Parteien ins Gespräch kommen. Wir haben zwar unsere Schwierigkeiten im Parlament, aber ich glaube die gründen vor allem auf Vorbehalten uns gegenüber. Daher wünsche ich mir eine Veranstaltung, wie das 'National Prayer Breakfast', auch für Deutschland."

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