Wie „Big Sugar“ manipuliert :
Zuckerlobbyisten treiben Forscher vor sich her

Von Martina Lenzen-Schulte
Lesezeit: 6 Min.
Nicht alles, was wenig Kalorien verspricht, bleibt ohne Folgen auf den Bauchumfang.
Zu viel Zucker macht krank und hat Suchtpotential. Das soll nur keiner wissen, meint die Zuckerindustrie, erst recht nicht die Politik. Ihr Hebel in der Meinungsbildung ist die Medizinforschung.

Limonaden machen dick und haben erheblichen Anteil am Anstieg von Typ-2-Diabetes, warnte im Jahr 2007 das „American Journal of Public Health“. Im Jahr 2008 hieß es im „American Journal of Clinical Nutrition“ hingegen, ein Zusammenhang zwischen Limonadenkonsum und Body-Mass-Index existiere praktisch nicht. An solche absolut widersprüchlichen Aussagen in Sachen Ernährung sind alle gewöhnt. Sie tragen dazu bei, dass sämtliche Hinweise für eine gesündere, Gewicht reduzierende Ernährung von vornherein höchst skeptisch aufgenommen und im Zweifel eher ignoriert werden. „Diät halten hilft eh nicht, ist sogar schädlich“, so oder so ähnlich sind die Reaktionen derer, die sich fatalistisch der grassierenden Zunahme von fettleibigen Menschen fügen: Die einen als Betroffene, die das Gefühl haben, es gebe ohnehin keine wirklich guten Ernährungsempfehlungen und denen auf diese Weise auch Ausreden für den Junkfood-Konsum geliefert werden. Die anderen als Akteure in Sachen Beratung, Erziehung, Meinungsbildung und Politik, die eigentlich die Umsetzung von Ernährungswissen in Lebenswirklichkeit verantworten sollen, aber dank widersprüchlicher Forschungsergebnisse entschuldigt sind, wenn sie etwa unliebsame Gesetze gar nicht erst erlassen.

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