Gastautor / 20.04.2014 / 22:41 / 5 / Seite ausdrucken

Ostern und der lange Marsch

Thomas Heck

Ich habe ein Déja-vu… jedes Jahr aufs Neue… ich sehe in den Nachrichten die Berichte über die alljährlichen Ostermärsche und wundere mich jedes Jahr immer wieder. Auf der einen Seite können wir stolz darauf sein, dass wir in einem Land leben, wo jeder Mensch sich frei entfalten und von seinem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen kann. Dazu gehört natürlich auch das Demonstrationsrecht.

Doch betrachte ich die Ostermärsche, seit es sie gibt. Und jedes mal fällt immer wieder die einseitige Ausrichtung auf. Zu Zeiten des Nato-Doppelbeschlusses in der 80er Jahren waren die Atomwaffenlager und Kasernen der westlichen Allianz die Ziele der friedensbewegten Berufsdemonstranten. In den 90er Jahren kam das Schlagwort “Kein Blut für Öl” hinzu. Die Konflikte auf dem Balkan und das Eingreifen des Westens, um dem Blutvergießen Einhalt zu gebieten, wurde von den Demonstranten offensichtlich anders bewertet, denn in den Ostermärschen wurde nicht gegen Milosevic oder andere Kriegstreiber und Massenmörder opponiert, nein, die Nato war wieder einmal Ziel der Aktionen. In den letzten Jahren wurde es eher still um die Ostermärsche, die Zahl der Demonstranten erreichte jedenfalls nie wieder das Niveau der Anfangsahre.. Doch die Zielrichtung hat sich nicht verändert. Es ist die westliche Demokratie, allen voran die USA, die am Pranger steht.

In der aktuell “friedlichen” Welt haben sich die friedensbewegten Gutmenschen das Schwerpunkt-Thema des Jahres rausgesucht: Die Ukraine und die daraus resultierende Gefahr für den Weltfrieden. Nebenkriegsschauplätze wie Syrien, wo in den letzten Jahren über 100.000 Menschen massakriert wurden, sind dem deutschen Ostermarschierer nicht ganz so wichtig. Dieses Jahr ist wieder deutlich zu erkennen, in welche Richtung der Demonstrant geht. Hier geht es nicht um Frieden, hier geht es nicht um Angst vor der Zukunft. Hier geht es letztlich darum, gegen den Westen zu sein, gegen die Politik des Westens, gegen die Wirtschaftsordnung, gegen die Art des Westens, Demokratie zu gestalten.

Diese Menschen können im Pluralismus der Demokratie natürlich ihre Meinung vertreten, und unsere Gesellschaft lässt es sogar zu, dass Demonstranten unser Wertesystem angreifen. Sei’s drum. Dann sollte es aber die Aufgabe aufrechter Demokraten sein, aufzustehen und die revolutionären Ostermarschierer als das zu benennen, was sie sind: Politische Gegner der Demokratie, deren Motivation einzig und allein darin liegt, die Schwächung des Westens voranzutreiben.

Denn nur das kann es sein, wenn sich der deutsche Gutmensch schützend vor einen Putin stellt, dem lupenreinen Demokraten, der es geschafft hat, einen ehemaligen deutschen Bundeskanzler als Angestellten zu besitzen, ein Clou ohnegleichen. Wie soll man es bewerten, wenn sich vermeintliche Demokraten vor einen Iran stellen, ein Land, dass Frauenrechte mit Füßen tritt, Schwule hängt und nebenbei Israel mit Vernichtung droht? Wie soll man es bewerten, wenn der gleiche Demonstrant israelische Produkt boykottiert und mal eben “Kauft nicht bei Juden” wieder hoffähig macht? Wie soll ich es bewerten, wenn “Hände weg von Syrien” propagiert und der Massenmord an Zivilisten billigend in Kauf genommen wird?

Die Revolutionäre der Gegenwart haben Blut geleckt. Sie wittern die Chance auf einen Umsturz. Denn der Westen ist geschwächt. Geschwächt von einer verfehlten Abrüstungspolitik der letzten 20 Jahre, geschwächt durch den schlechtesten und schwächsten US-Päsidenten seit Jimmy Carter, geschwächt durch einen sehr starken Putin, der das erkannt hat und seine Machtgrenzen testet. Geschwächt durch die Unfähigkeit Europas, für die eigenen Interessen aufzustehen, geschwächt durch überzogene Kritik an den eigenen Geheimdiensten, von denen man zur Zeit sehr gerne Informationen hätte, was Putin wirklich plant. Geschwächt durch ein Deutschland, welches meint, einen Sonderweg zwischen Ost und West gehen zu wollen. Geschwächt von einer Dekadenz im westlichen Europa, von einer langen Zeit des Friedens, von Bürgern, die vergessen haben, dass es einmal eine Zeit gab, in der man für die eigene Freiheit kämpfen musste.

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Leserpost

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Josef Brodacz / 23.04.2014

.....und ewig grüßt das Murmeltier: während die iranische Bombe, die es noch gar nicht gibt, wieder einmal die ganze Welt bedroht neben allen Verletzungen der Rechte der Frauen (und wenn ich richtig liege, trennen sie nicht einmal ihren Müll, diese Mullahs), so dienen die paar hundert israelischen Sprengköpfe, die es seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten gibt, nur dem Frieden. So dient jede Intervention des Westens nur dazu, Frieden und Demokratie zu mehren, während die der Russen die reine Aggression ist. Auch wenn sie im Fall der Ukraine und Krim nichts anderes als ein kräftiges STOP der Nato-Expansion in Richtung Osten war.

Maria Leuschner / 22.04.2014

Ich, als ehemalige Bürgerrechtlerin aus der DDR, empfinde es als persönliche Beleidigung, am Ostermontag aus dem inzwischen rot/grünen Deutschlandfunk den gesamten Tag lang in den Nachrichten, fast an vorderster Stedlle, den unsäglichen Ostermarsch kommentiert zu bekommen. @Frau Riebold, aus welcher Ecke erscheinen Sie hier plötzlich auf der “achse”-Seite? Maria Leuschner

Mona Rieboldt / 21.04.2014

Wie lange will man eigentlich noch das Märchen vom Westen und seinen hehren Zielen bringen? Der Westen edel, hilfreich und gut, macht natürlich keinerlei Machtpolitik, das macht nur der “teuflische” Putin. Und der Presse ist doch Syrien auch keine Zeile mehr wert, da geht es nur noch darum, Angst vor Russland (genannt Putin) zu schüren. Nach der EU-Wahl wird Putin noch immer nicht in die baltischen Länder, Polen und Schweden einmarschiert sein. Tja, wer konnte das aber in der Presse voraus sehen.

Paul Mittelsdorf / 21.04.2014

Prima Text, der mir aus dem Herzen spricht. Zu 100 Prozent.

Klaus Metzger / 21.04.2014

Die einseitig linke Ausrichtung der deutschen Friedensbewegung ist ja nichts neues. Teilweise wurde sie sogar verdeckt von der DDR finanziert (z.B. Deutsche Friedens-Union) oder sie stand der DKP nahe, (z.B. Deutsche Friedensgesellschaft). Da wundert das einseitige Weltbild nicht. Auch Christen lassen sich immer noch gerne vor den atheistisch kommunistischen Karren spannen. Positiv, wenn auch in den Medien nicht thematisiert ist, dass der ganze Haufen in Deutschland in mehreren Dutzend Veranstaltungen nur rund 1000 “Ostermarschierer” auf die Beine bringt, also im Schnitt pro Veranstaltung vielleicht 50 Leutchen. Die Meldung in den Medien müsste also besser heißen: Ostermärsche werden von den Deutschen ignoriert.

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