Nachmessen statt Bauchgefühl: Windows bringt mit der Ereignisanzeige ein mächtiges Kontrollwerkzeug mit, das Ihnen das Nachschlagen zahlreicher unsichtbarer Systemvorkommnisse ermöglicht. Hierzu gehören die Zeitpunkte der zurückliegenden Hochfahren-Vorgänge (genauer: wann solche Bootvorgänge laut System abgeschlossen sind) und deren Dauer. Bei der Analyse liefert der folgende Ratgeber Hilfe: Die Infos sind nämlich versteckt und bei der Auswertung lauert durch eine Windows-8-Funktion eine Falle. Die Ereignisanzeige ist übrigens mit dem Zuverlässigkeitsverlauf (perfmon /rel) verwandt, der anhand eines Diagramms anzeigt, wie gut Windows und Programme im Zeitverlauf arbeiten; wer die Ereignisanzeige-Inhalte löscht, bereinigt außerdem die perfmon-/rel-Anzeige. Im Folgenden geht es aber um Anhaltspunkte für die Performance bei der PC-Einsatzbereitschaft. Dabei ist Windows 7 am einfachsten zu analysieren, das wir hier jedoch nur noch zu dokumentarischen Zwecken aufführen. Mangels Sicherheitsupdates seit Januar 2020 ist es sicherer, Windows 8.1 oder Windows 10 einzusetzen – denen Sie teils etwas anders als Windows 7 die unsichtbar vorrätig gehaltenen Boot-Informationen entlocken.

Tipp: Effektives Autostart-Tuning mit neuem Tool

Die Redaktion hat ein Tool programmiert, das Windows ohne Autostarts – also frei von Ballast in Form ressourcenhungriger Anwendungen – bootet. Das Batch-Programm "Windows ohne Autostart starten" erfordert keine Installation. Nach dem Start bestätigen Sie per Klick, Windows ohne Autostarts zu rebooten. Das Aussparen des Ladens Ihrer Autostarts erfolgt nur dieses eine Mal. So spüren Sie, wie schnell sich Ihr Gerät ohne RAM-Räuber und CPU-Belastung anfühlt. So flott machen Sie Ihren PC auch, wenn Sie den Autostart aufräumen würden. Beim folgenden Bootvorgang laden die betreffenden Applikationen wieder mit. Das Tool funktioniert so: Es sichert Ihre Dateisystem- und Registry-Autostarts, danach löscht es sie. Das Utility bewirkt eine Wiederherstellung Ihrer Autostarts, aber erst am Ende des nun eintretenden Neustarts (über die Registry-Rampe RunOnce). Diese Autostarts-Wiederherstellung ist selbst quasi auch ein Autostart (und beim Turbo-Hochfahren der einzige).

Ereignisanzeige aufrufen, Stoppuhr-Daten anzapfen

In puncto Präzision ist die Ereignisanzeige ergiebiger als simples Schätzen und die Stoppuhr. Zum Start des Bordmittels drücken Sie Windows-R und geben eventvwr ein. Alternativ funktioniert der Befehl eventvwr.msc – welchen Sie verwenden, ist Geschmackssache. Auch lässt sich die Management-Konsole für die Eventvwr-Nutzung heranziehen (Win-R drücken, mmc eingeben, dann mit Strg-M die Ereignisanzeige als sogenanntes Snap-in hinzufügen). Hangeln Sie sich im linken Fensterbereich mit Doppelklicks durch zu der Rubrik "Anwendungs- und Dienstprotokolle > Microsoft > Windows > Diagnostics-Performance > Betriebsbereit". Keine Sorge, verzögerte Reaktionen auf Mausklicks auf die genannten Kategorien-Einträge sind nichts Ungewöhnliches. Selbst wenn die Hardware des PCs performant ist, kommt es hier mitunter zu Wartezeiten. Ähnliches tritt übrigens bei der Windows-Aufgabenplanung auf, die sich aufgrund eines Performance-Lags reproduzierbar aufhängt. Es ist nicht bekannt, dass Microsoft hier in naher Zukunft nachbessert. Womöglich stören Sie sich in der Ereignisanzeige an einer schlechten Übersicht – es fällt schwer, die Beschriftungen zu lesen. Dann schaffen Sie schnell Abhilfe: Maximieren Sie das Ereignisanzeige-Fenster und ziehen Sie die Spalten mit gedrückter Maustaste größer.
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Ereignis-ID-100er-Einträge ansehen

Windows 7/8/10: Benötigte Zeit fürs Hochfahren ermitteln
Geheimakte Windows: Die versteckten Protokolle aufzusuchen, ist umständlich, lohnt sich aber.
Foto: COMPUTER BILD
Klicken Sie in der Ereignisanzeige auf die Spaltenüberschrift "Ereignis-ID", um die Einträge nach ihren ID-Nummern zu sortieren. Alternativ ordnen Sie sie via "Datum und Uhrzeit" nach Tageszeitpunkten. Einträge mit aufgeführter ID 100 beziehen sich aufs Hochfahren, Einträge mit 101 aufwärts benennen Softwarebremsen beim Hochfahren. Dank der Sortierung sehen Sie die zugehörigen Vermerke zum Hochfahren und – mit IDs ab 200 – zum Herunterfahren aufgelistet. Gut: Die Einträge sind mit Datumsangaben versehen. Klicken Sie etwa auf eine Zeile vom aktuellen Tag, blendet Windows unten eine Erklärung ein ("Windows wurde gestartet") und eine "Startdauer" in Millisekunden. Wenn Sie die Registerkarte "Details" öffnen, schlüsselt die Ereignisanzeige den komplexen Bootprozess mit seinen Phasen haarklein auf.
Keine Sorge bei fehlenden 100er-Starteinträgen: Diese legt Windows erst einige Zeit nach dem Hochfahren an. Wenn die Ereignisanzeige schon geladen ist, weist sie bei hinzugekommenen Einträgen seit ihrem Aufruf darauf hin, dass es "X" neue "Ereignisse" gibt. Sie aktualisieren die Ansicht dann auf Wunsch mit der F5-Taste.
Tipp: Räumen Sie den Autostart auf, um die PC-Einsatzbereitschaft zu verkürzen – was bei Windows 7 das Bordmittel MSconfig erledigt, seit Windows 8 kommt zur Kontrolle und zum Ausmisten des Autostarts der Task-Manager zum Einsatz (alternativ schauen Sie in den Registry-Editor oder im Windows Explorer in den Ordner shell:startup).

Windows-Bootvorgang analysieren

Welchen Einfluss Autostarts auf die Bootdauer haben, finden Sie im Rahmen einer detailgenauen Analyse heraus. Öffnen Sie in eventvwr im linken Baumbereich per Doppelklick "Anwendungs- und Dienstprotokolle > Microsoft > Windows > Diagnostics-Performance > Betriebsbereit". Es folgt ein Klick auf einen Eintrag mit der Ereignis-ID 100, bei dem Sie im unteren Fensterbereich auf der Registerkarte "Allgemein" ablesen: "Windows wurde gestartet". Wechseln Sie auf den Tab "Details". Nun sehen Sie eine lange Liste mit technischen Informationen. Recht weit oben erfahren Sie dort bei "BootTime", wie lange der gesamte Startprozess gedauert hat. Die Angabe erfolgt, so wie die anderen auch, in Millisekunden. Bei "MainPathBootTime" erhalten Sie die Info, wie lange der Start von Windows in Anspruch nahm. Die Zeitspanne des Ladens Ihrer Autostarts beziffert "BootPostBootTime". Addieren Sie die MainPathBootTime und BootPostBootTime, sollten Sie als Ergebnis die BootTime herausgekommen. Das verhält sich bei Windows 7, Windows 8.1 und Windows 10 so. Das Aufräumen im Autostart sorgt dafür, dass sich bei folgenden Bootvorgängen die ausgewiesene BootPostBootTime reduziert – damit einhergehend schrumpft auch die summierte Angabe BootTime.
Autostart aufräumen
So fährt Windows schneller hoch
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Schnellstart, Hoch- und Herunterfahren

Bei Windows 7 ist die Auswertung am besten möglich: Den Störfaktor Schnellstart-Modus (Hybrid Boot), den Windows 8 einführte, gibt es hier nämlich noch nicht. Folglich kommen an der oben genannten Stelle zuverlässig Einträge zusammen. Obacht bei Windows 8.1 und Windows 10 beim Hochfahren: Wenn der Schnellstart-Modus gemäß der Standardeinstellung aktiviert ist, finden Sie im Zweig "Diagnostics-Performance > Betriebsbereit" kaum oder keine Ereignis-ID-100-Einträge. Das liegt daran, dass der Schnellstartmodus das Hoch- und Herunterfahren beschleunigt und Windows als Nebeneffekt keine gewöhnlichen 100er-Einträge anlegt. Lediglich beim Neustarten bei eingeschaltetem Schnellstartmodus erzeugen Windows 8.1 und Windows 10 hier 100er-Protokolle. Das funktionierte im Test mit Windows 10 2004 (Mai 2020 Update), nicht aber bei Windows 10 20H2 (Oktober 2020 Update) zuverlässig. Auch legte Windows 10 20H2 auf unseren Testsystemen in 99 Prozent aller Fälle keine 100er-Einträge an, als wir den Schnellstart abschalteten (und dann herunterfuhren und normal hochfuhren; dasselbe bei Neustarts bei deaktiviertem Hybrid Boot). Das 20H2er-OS erzeugte im genannten Pfad allenfalls 200er-Einträge: Die beziehen sich offiziell auf das Herunterfahren, entstehen aber nach dem Hochfahren (!) und verraten, wann das Hochfahren abgeschlossen ist. Das ist verwirrend und wirkt wenig ausgereift.
Wenn Sie das Feature Schnellstart nutzen wollen, dann recherchieren Sie an anderer Stelle: Den Hochfahrzeitpunkt listen Windows 8.1 und Windows 10 bezogen auf Schnellstart-Modus-Starts unter "Windows-Protokolle > System". Achten Sie hier auf die Einträge mit der Ereignis-ID 1 samt der "Quelle" "Power-Troubleshooter".
Alternativ schauen Sie unter "Diagnostics-Performance > Betriebsbereit" (siehe oben) nach Einträgen mit der Ereignis-ID 300 samt einer "Aufgabenkategorie" namens "Standbyleistungsüberwachung". Bei der Recherche entdeckten wir nur bei Windows 8.1, nicht aber bei Windows 10 hier Schnellstart-Ereignis-ID-300-Einträge. Ein Vorteil gegenüber den Power-Troubleshooter-Einträgen ist, dass Sie eine Art Benchmark-Wert bekommen: die "Fortsetzungsdauer", angegeben in Millisekunden.