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Foto: Thomas White / REUTERS

Google musste in den vergangenen Monaten einiges an Kritik für die eigene Datensammelpraxis einstecken. Wie sich zeigt, sammelt das Unternehmen viel mehr Daten als den meisten Nutzern bewusst ist – und macht damit über sein Werbegeschäft gutes Geld. Doch mit dem bisher Bekannten scheint dabei der Zenit noch nicht überschritten zu sein.

In einem aktuellen Artikel berichtet Bloomberg von einem bisher geheim gehaltenen Abkommen zwischen dem Kreditkartenunternehmen Mastercard und Google. Dieses ermögliche es Offline-Käufe mit Online-Werbung zu korrelieren. Die Werbekunden von Google sehen so, ob sich ihre Werbung jenseits des Webs positiv auf die Umsätze ausgewirkt hat. Das Abkommen ist dem Vernehmen nach auf die USA beschränkt.

Bei den Werbekunden von Google scheint dieses Angebot sehr beliebt zu sein. Ob dies bei den direkt Betroffenen auch der Fall ist, darf allerdings bezweifelt werden. So wurden weder die Kunden von Mastercard noch Google-Nutzer über das Abkommen informiert. Vor dem Deal hätten die beiden Unternehmen vier Jahre lang über die Details verhandelt, heißt es. Wie diese exakt aussehen, ist dabei aber bislang weiter nicht bekannt. So soll auch eine Beteiligung von Mastercard an den auf diese Weise generierten Umsätzen im Raum gestanden sein. Es ist aber unklar, ob es tatsächlich dazu gekommen ist.

Vorgeschichte

Auf Nachfrage wollten die beteiligten Unternehmen das Abkommen zwar nicht direkt bestätigten, Google verweist aber auf einen Blogeintrag aus dem Mai 2017, wo der Betatest eines "Store Sales Measurement"-Services angekündigt wird, das eine solche Verknüpfung von Online-Werbung und Offline-Käufen ermöglicht. Von einem konkreten Abkommen mit Mastercard war damals allerdings noch nicht die Rede. Google schreibt aber schon damals davon, dass man Zugriff auf die Daten von 70 Prozent aller US-amerikanischen Kreditkartentransaktionen habe.

Google betont zudem, dass diese Form der Verknüpfung komplett anonymisiert erfolge. Durch eine "doppelte Verschlüsselung" könnten weder Google noch Mastercard Rückschlüsse auf einzelne Personen erzielen. Es gehe nur um einen Gesamtüberblick. Eine konkrete technische Erklärung, wie dies funktionieren soll, bleibt man allerdings schuldig. In eine ähnliche Richtung geht ein Statement von Mastercard gegenüber Engadget: Die eigenen "Media Measurement Services", die hier zum Einsatz kommen, würden überhaupt keine Details zu einzelnen Transaktionen liefern.

Kann deaktiviert werden

Bei Google betont man zudem, dass diese Form der Verknüpfung nur bei Nutzern erfolge, die in ihren Google-Account eingeloggt sind, und individualisierter Werbung zugestimmt hätten. Von diesen könne das Tracking zudem über die "Web und Activity"-Konsole deaktiviert werden. Trotzdem sollen von Google-Mitarbeitern intern mehrfach Einwände erhoben worden sein, dass die Nutzer hier nicht ausreichend informiert würden.

Dass dieses Abkommen auf die USA beschränkt ist, dürfte dabei kein Zufall sein. Hier gelten im Umgang mit Kreditkartendaten wesentlich weniger scharfe Regeln als in Europa. Im Gefolge der Einführung der Datenschutzgrundverordnung in der EU wird mittlerweile aber auch in den USA über eine landesweite Verschärfung des Datenschutzes diskutiert. (apo, 2.9.2018)