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Sipri-Studie: Die Rüstungsriesen

Foto: Lt. Juan David Guerra/ dpa

Weltweite Militärausgaben Alle rüsten auf - außer den USA

Die größte Militärmacht der Welt senkt ihre Ausgaben für die Armee - gleichzeitig rüsten China, Afrika und der Nahe Osten auf. Friedensforscher sehen die Entwicklung mit Sorge.

Stockholm - Die weltweiten Rüstungsausgaben sind 2013 zum zweiten Mal in Folge gesunken. Rund 1,26 Billionen Euro gaben die Regierungen im vergangenen Jahr für ihr Militär aus, gegenüber 2012 bedeutet das einen Rückgang um 1,9 Prozent. Das geht aus dem Jahresbericht des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) heraus, der am Montag vorgestellt wird. Die Forscher in Schweden analysieren dafür die weltweiten Rüstungsetats.

Doch dieses Ergebnis ist fast ausschließlich den USA zu verdanken. Die größte Rüstungsnation der Welt drosselte ihre Ausgaben für die Armee im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent auf 460 Milliarden Euro. Grund hierfür waren das Ende des Irak-Einsatzes, der beginnende Afghanistan-Rückzug und der Sparkurs des Pentagon.

Rechnet man die USA aus der Statistik heraus, kletterten die weltweiten Rüstungsausgaben um 1,8 Prozent. "Der Anstieg der Militärausgaben in Schwellen- und Entwicklungsländern setzt sich unvermindert fort", sagt der zuständige Sipri-Experte Sam Perlo-Freeman. "Während das in manchen Fällen eine natürliche Folge des Wirtschaftswachstums oder die Antwort auf Sicherheitsbedürfnisse ist, steht es in anderen Fällen für eine Verschwendung von Ressourcen, die Dominanz autokratischer Regime oder einen beginnenden regionalen Rüstungswettlauf."

Die wichtigsten Erkenntnisse der Sipri-Studie im Überblick:

  • Die Staaten des Nahen Ostens rüsten massiv auf

Saudi-Arabien hat seine Rüstungsausgaben im vergangenen Jahr um 14 Prozent gesteigert. 67 Milliarden Euro gab das Königreich für sein Militär aus - damit kletterte es in der weltweiten Rangliste auf Platz vier. Fast zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts fließen in den militärischen Sektor, nur im Nachbarland Oman war der Anteil noch höher. Zum Vergleich: Die Bundesregierung steckt rund 1,4 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts in die Landsverteidigung.

Der Golf-Zwergstaat Bahrain, der seit 2011 die Revolte seiner schiitischen Bevölkerungsmehrheit niederschlägt, steigerte seine Ausgaben im vergangenen Jahr um 26 Prozent, der Irak gar um 27 Prozent. Diese Staaten gehören auch zu den 23 Ländern weltweit, die ihre Militärausgaben seit 2004 verdoppelt haben.

Das Bild für den Nahen Osten bleibt sogar nur unvollständig, da für Iran, Katar, Syrien und die Vereinigten Arabischen Emirate keine Angaben vorliegen. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass auch diese Länder 2013 deutlich mehr Geld für Rüstung ausgaben als zuvor.

  • Afrikas Autokraten stecken ihre Exporterlöse ins Militär

Die afrikanischen Länder haben ihre Militärausgaben im vergangenen Jahr um 8,3 Prozent gesteigert. Spitzenreiter auf dem Kontinent ist Algerien, das knapp 7,5 Milliarden Euro investierte. In den vergangenen zehn Jahren hat das Militär in Algier, das die Politik des Landes seit der Unabhängigkeit vor 50 Jahren beherrscht, seine Ausgaben damit um 176 Prozent gesteigert. Die Wirtschaftsleistung wuchs im gleichen Zeitraum nur um 30 Prozent.

Angola hat seine Militärausgaben 2013 um 36 Prozent gesteigert und damit Südafrika als größte Rüstungsnation südlich der Sahara abgelöst. Sowohl Algerien als auch Angola profitieren von den Erlösen aus ihren Erdöl- und Erdgasexporten.

  • China befeuert den Rüstungswettlauf in Fernost

Peking hat im vergangenen Jahr 7,4 Prozent mehr für sein Militär ausgegeben als noch 2012. Insgesamt flossen gut 135 Milliarden Euro in die Armee. Der Streit um Inselgruppen in Ostasien hat dazu geführt, dass auch die Philippinen und Vietnam deutlich mehr Geld in ihr Militär stecken. Und auch die Führung in Tokio hat einen Kurswechsel eingeleitet: "Japans Sorge über Chinas wachsende militärische Stärke hat im Zusammenspiel mit der nationalistischen Politik der japanischen Regierung dazu geführt, das Tokio seinen langjährigen Sparkurs bei der Armee gestoppt hat", sagt Sipri-Experte Perlo-Freeman.

  • Deutschland steigert seine Militärausgaben

Gut 35 Milliarden Euro gab die Bundesrepublik 2013 für Rüstung aus. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von etwa sechs Prozent. In der Weltrangliste der Militärnationen kletterte Deutschland damit vom neunten auf den siebten Platz.

syd