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USA Spätere Trump-Berater sollen 50 Millionen Facebook-Profile illegal ausgewertet haben

Sexuelle Orientierung, geschätzter IQ, Kindheitstraumata: Aus Facebook-Daten lassen sich konkrete psychografische Profile erstellen. Genau das hat offenbar eine Firma getan, die kurz danach Donald Trumps Wahlkampfteam beriet.
Donald Trump

Donald Trump

Foto: MANDEL NGAN/ AFP

Es klingt wie eine Geschichte aus der dystopischen Serie "Black Mirror": Nach übereinstimmenden Berichten der "New York Times " und des "London Observer " hat die Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugriff auf rund 50 Millionen Facebook-Profile verschafft und die privaten Daten genutzt, um eine Software zu entwickeln, die Donald Trump bei seinem Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2016 unterstützte.

Die Zeitungsberichte stützen sich größtenteils auf die Aussagen des Whistleblowers Christopher Wylie, der laut "New York Times" bis spät ins Jahr 2014 bei Cambridge Analytica gearbeitet hat.

Die Firma Cambridge Analytica hat demnach ein Investment in Höhe von 15 Millionen Dollar von Hedgefonds-Milliardär und Republikaner-Unterstützer Robert Mercer erhalten und sich die Hilfe des Politstrategen Stephen Bannon gesichert. Und sie hat sich Zugang zu Millionen Facebook-Profilen verschafft und begonnen, "ihre inneren Dämonen ins Visier zu nehmen", wie Wylie es ausdrückt.

Die Daten seien durch eine App namens thisisyourdigitallife beschafft worden, die Aleksandr Kogan, ein Akademiker der Cambridge-Universität, in seiner Privatzeit entwickelt habe.

Kogans Firma Global Science Research habe zusammen mit Cambridge Analytica ab Juni 2014 etwa 270.000 wahlberechtigte US-Amerikaner an bezahlten Persönlichkeitstests teilnehmen lassen. Die Befragten hätten ihr Einverständnis gegeben, dass ihre Daten zu akademischen Forschungszwecken gespeichert würden.

Was die Befragten nicht wussten, war, dass die App nicht nur ihre Daten sammelte - sondern auch die all ihrer Facebook-Freunde - was Kogan und seinen Kumpanen letztlich Zugriff auf private Angaben in rund 50 Millionen Facebook-Profilen verschaffte.

30 Millionen psychografische Profile

Rund 30 Millionen dieser Profile hätten genug Informationen enthalten, um sie mit anderen Daten zu kombinieren und sogenannte psychografische Profile zu erstellen, schreibt die "New York Times".

Besonderes Augenmerk wurde laut "Observer"  auf Persönlichkeitsmerkmale wie Rasse, Geschlecht, sexuelle Orientierung, den geschätzten IQ und Kindheitstraumata gelegt, dazu habe die Software Rückschlüsse auf politische Überzeugungen und zahlreiche charakterliche Eigenschaften gemacht - offenbar mit dem Ziel, bestimmte Zielgruppen mit Wahlkampfwerbung besonders persönlich anzusprechen.

Im Juni 2016 jedenfalls sei Cambridge Analytica von Trumps Wahlkampfteam als Berater angeheuert worden, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Wie aus offiziellen Unterlagen hervorgeht, hat die Firma mehr als 6,2 Millionen Dollar von Trumps Leuten erhalten.

Facebook hat inzwischen bekannt gegeben , Cambridge Analytica und ihre Mutterfirma Strategic Communication Laboratories (SCL) von seiner Plattform auszuschließen. Das soziale Netzwerk verurteilt das Vorgehen der Firma und seiner Partner, weigert sich jedoch, von einem Datenleck zu sprechen. Auf den US-Wahlkampf geht Facebook in seiner Stellungnahme nicht ein.

Ein Sprecher von Cambridge Analytica teilte mit, man habe mit Global Science Research einen Vertrag abgeschlossen, demzufolge nur Informationen geliefert werden durften, die im Einklang mit Datenschutzbestimmungen seien. Man habe inzwischen alle Daten gelöscht, die man von Global Science Research erhalten habe.

Der Staatsanwalt des US-Bundesstaats Massachusetts kündigte am Samstag eine offizielle Untersuchung der in den Zeitungsberichten veröffentlichten Angaben an.

ssu