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Fotostrecke: Eine schreckliche Familie

Foto: © Khaled Abdullah Ali Al Mahdi/ REUTERS

"Islamischer Staat" im Irak Saddams Tochter wird Terrorpatin

Saddam Husseins Tochter sinnt auf Rache. Mit ihrem Millionenvermögen sponsert Raghad Hussein offenbar die Terrormiliz "Islamischer Staat". Wie viele Gefolgsmänner ihres Vaters träumt sie von der Rückkehr an die Macht.

Saddam Husseins älteste Tochter Raghad ist berüchtigt für ihr Luxusleben im jordanischen Exil. Man kennt sie in den großen Juweliergeschäften und Designerläden Ammans. Wenn die 45-Jährige dort mit ihren Bodyguards vorfährt, wittern die Verkäufer ein gutes Geschäft. Auch beim berühmtesten Schönheitschirurgen der Stadt gilt die Diktatorentochter als Stammkundin - Nase, Busen, Augenringe.

Raghad Hussein geht mit der Mode, privat wie politisch. Früher passte sie mit ihrer wallenden blondgefärbten Mähne zur Baath-Ideologie ihres Vaters: säkular, modern, nationalistisch. Nun scheint Raghad Hussein plötzlich den Glauben für sich entdeckt zu haben. Im Juni bejubelte sie in einem Interview den Vormarsch der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Normalerweise äußert sich Raghad Hussein nur selten politisch. Es ist die Bedingung dafür, dass die jordanische Königsfamilie weiterhin ihre schützende Hand über sie hält. 2007 stellte Interpol einen Haftbefehl gegen sie aus, weil sie den Aufstand gegen die Amerikaner unterstützte. Jordanien lieferte sie nicht aus. Nun finanziere die Hussein-Tochter die Radikalen, schimpfen nahöstliche Diplomaten. Ihr Vermögen wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.

Für die geschassten Hussein-Anhänger ist jetzt die Zeit der Rache

Es schlägt die Stunde der Rache für die geschassten Baath-Anhänger. Einst hochrangige Militärs wie Fadel al-Hajali, Adnan al-Sweidawi oder Abu Ali al-Anbari, die mit dem Sturz Saddam Husseins alles verloren haben, stehen nun auf der Gehaltsliste von IS und feiern ihr Comeback.

Der US-Zeitung "New York Times" erzählte  ein irakischer Militär von den ständigen Anrufen, die er von einem Ex-General Husseins bekommen habe. Inbrünstig habe der Mann immer wieder gebeten, in die Armee aufgenommen zu werden - vergeblich. Nun rief der Ex-General wieder an. "Ich kämpfe jetzt mit IS", sagte er, "warte nur, wir kommen und hacken euch in Stücke." Auch Issat Ibrahim al-Duri, einst Husseins rechte Hand und ein Vertrauter von Husseins Tochter, rührt für IS die Werbetrommel.

Jahrzehntelang hatte der Sunnit Saddam Hussein jegliche Opposition unterdrückt; es bildete sich ein schiitischer Widerstand. Nach Husseins Sturz übernahmen die einst Verfolgten die Macht und jagten ihrerseits erbarmungslos Sunniten. Nun wird IS vereint zum Sammelbecken für junge Radikale - und Veteranen aus der Hussein-Ära.

Raghad Hussein will in die Fußstapfen ihres Vaters treten

Raghad Hussein hat die Zeichen der Zeit erkannt. Sie ist ein Machtmensch genauso wie ihr Vater. Einmal verriet sie sogar ihren eigenen Ehemann. Der hatte 1995 versucht, Saddam Hussein zu stürzen. Mit Raghad und Millionen im Gepäck ging er nach Jordanien und biederte sich den Amerikanern und Briten an. Doch das westliche Interesse verpuffte schnell. 1996 kehrte die Familie enttäuscht nach Bagdad zurück. Raghad Hussein trennte sich von ihrem Mann. Der Vater ließ den Schwiegersohn ermorden und aus den Familienfotos retuschieren.

Seitdem wartet Raghad Hussein geduldig darauf, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Sofort nach dem Sturz des Diktators meldete sie ihren Anspruch an. Als ältestem Kind stünde ihr sein politisches Erbe zu, nicht dem verschollenen Halbbruder oder einem der Enkelsöhne.

Seit Husseins Exekution kultiviert die Tochter sein Andenken. Eine Facebook-Seite, die ihr gehören soll, veröffentlicht täglich Fotos aus dem Hussein-Familienalbum.

Dort wird der Lebemann nun plötzlich als Glaubensfürst inszeniert: Statt Saddam mit Whiskey sieht man den Diktator auf einmal mit dem Koran oder in den schlichten Gewändern eines Pilgers nach Mekka, dazu die Überschrift: "Märtyrer der Islamischen Glaubensgemeinschaft".