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Warnung vor Pegida-Bewegung Zentralrat der Juden stellt sich hinter Muslime in Deutschland

Tausende Menschen formieren sich in Protestmärschen der Pegida-Bewegung gegen eine angebliche Islamisierung in Deutschland. Nun verurteilt der Zentralrat der Juden die Anfeindungen - und stellt sich hinter die Muslime.
Pegida-Demonstration in Dresden (Archiv-Bild): "Brandgefährliche" Bewegung

Pegida-Demonstration in Dresden (Archiv-Bild): "Brandgefährliche" Bewegung

Foto: HANNIBAL HANSCHKE/ REUTERS

Berlin - Die Bewegung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) hat Tausende Anhänger bei Protesten in Dresden hinter sich. Und auch bei Ablegern in anderen deutschen Städten bekunden immer mehr Menschen ihre Sympathie mit der islamfeindlichen Initiative. Nun hat der Zentralrat der Juden die Muslime in Deutschland laut einem Medienbericht vor einem Generalverdacht in Schutz genommen.

Die Angst vor islamistischem Terror werde "instrumentalisiert", um eine ganze Religion zu verunglimpfen, sagte der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster der "Welt".  Das sei "absolut inakzeptabel".

Zwar müsse der islamistische Extremismus genauso ernst genommen werden wie andere extremistische Strömungen - jedoch seien Sicherheitsbehörden "längst alarmiert", sagte Schuster weiter. Behauptungen der Pegida-Bewegung, Deutschland drohe ein Staat mit dem Islam als Staatsreligion, seien dagegen so "absurd, als wenn wir aus der Existenz von Rechtsextremisten schlössen, morgen werde die NS-Diktatur wieder errichtet".

Vielmehr warnte Schuster vor den Gefahren der Gruppierung: "Wir dürfen die Pegida-Leute auf keinen Fall unterschätzen. Die Bewegung ist brandgefährlich." Unter die Demonstranten würden sich "Neonazis, Parteien vom ganz rechten Rand und Bürger" mischen, die meinten, "ihren Rassismus und Ausländerhass endlich frei ausleben zu dürfen".

Der Vizeparteichef der AfD, Alexander Gauland, zeigte in einem Gespräch mit SPIEGEL ONLINE unterdessen Verständnis für den Unmut der Demonstranten und sprach sich für eine Teilnahme seiner Parteimitglieder bei den Märschen aus: "Nach dem, was ich in Dresden gesehen habe, habe ich keine Probleme, wenn AfD-Mitglieder daran teilnehmen", sagte Gauland.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mahnte gegenüber der "Passauer Neuen Presse", nicht alle Demonstranten in einen Topf zu werfen. "Das sind weiß Gott nicht alles Nazis", sagte er. Wenngleich die Pegida-Rädelsführer "dem rechtsradikalen Spektrum" zugeordnet werden könnten, müssten die Sorgen der Demonstranten Gehör finden: Man müsse sich um "das, was diese Menschen an Ängsten im Herzen tragen, kümmern".

Seehofer sieht mögliche Lösungen in einer "gerechten Verteilung der Flüchtlinge auf die europäischen Länder", mehr Personal in den zuständigen Bundesbehörden sowie einem besseren Schutz der EU-Außengrenzen.

daf/AFP/dpa