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Angriff auf Anlagen in Saudi-Arabien Experten rechnen mit sprunghaft steigendem Ölpreis

Es war ein Angriff auf das Herz der Industrie: Nach den Drohnenattacken vom Samstag ist die Ölproduktion Saudi-Arabiens um die Hälfte eingebrochen. Das dürfte den Preis an den Weltmärkten nach oben treiben.
Saudi-arabische Geschäftsleute studieren Aktienkurse auf dem Bildschirm einer Bank

Saudi-arabische Geschäftsleute studieren Aktienkurse auf dem Bildschirm einer Bank

Foto: Stringer/REUTERS

Der Drohnenangriff auf zwei Ölanlagen in Saudi-Arabien sorgt nicht nur politisch für neue Spannungen - auch die globale Wirtschaft wird von den Attacken heftig getroffen. Schließlich ist Saudi-Arabien das wichtigste Ölförderland der Welt.

Analysten rechnen damit, dass der Ölpreis schon am Montag bei Eröffnung der Märkte um fünf bis zehn Dollar pro Barrel (159-Liter-Fass) nach oben schießt. Wie es dann weitergeht, hängt maßgeblich davon ab, wie schnell Saudi-Arabien sein Erdölangebot wieder aufstocken kann.

In einem Szenario mit siebentägiger Förderunterbrechung rechnet Bob McNally von der Analysefirma Rapidian Energy mit einem Preisanstieg von 15 bis 20 Dollar pro Fass. Nach 30 Tagen könnte der Ölpreis sogar schon wieder über die 100-Dollar-Marke steigen. Das wäre ein enormer Preissprung, der die ohnehin schwächelnde Weltwirtschaft tiefer in die Krise stürzen könnte. Zuletzt kostete ein Barrel der Sorte WTI an den Märkten rund 55 Dollar.

Saudi-Aramco-Anlage in Bakiak: Fünf Prozent des weltweiten Ölangebots

Saudi-Aramco-Anlage in Bakiak: Fünf Prozent des weltweiten Ölangebots

Foto: AFP

Die Angriffe stellten eine neue Dimension dar, sagte Analyst Christyan Malek von der US-Großbank JP Morgan. Der Markt werde dies nun einpreisen und der Preis in den nächsten drei bis sechs Monaten auf 80 bis 90 Dollar pro Fass steigen.

Fünf Prozent des weltweiten Ölangebots betroffen

Bei den Angriffen am frühen Samstagmorgen waren in den Anlagen des Staatskonzerns Saudi Aramco in Bakiak und Churais Feuer ausgebrochen. Die Ölproduktion musste an beiden Standorten vorübergehend eingestellt werden. Nach Angaben des saudi-arabischen Energieministers, Prinz Abdulasis bin Salman, war die Hälfte der gesamten Produktion des Konzerns betroffen, geschätzt 5,7 Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Das entspricht nach Expertenangaben rund fünf Prozent des weltweiten Angebots.

Das saudi-arabische Energieministerium sprach am Wochenende von einem vorübergehenden Effekt, der zudem durch die Einspeisung vorhandener Ölreserven in den Markt teilweise kompensiert werde.

Ob Saudi Aramco die Förderung tatsächlich so schnell wieder unter Kontrolle bekommt, ist fraglich. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf einen Insider, es werde vermutlich eher Wochen als Tage dauern, bis die Förderung wieder wie gewohnt laufe.

Aramco soll an die Börse

Am Standort Abkaik befindet sich die größte Ölraffinerie von Aramco. Sie liegt rund 60 Kilometer südwestlich des Saudi-Aramco-Hauptsitzes in der Stadt Dahran. In Churais liegt eines der Hauptölfelder des staatlichen Unternehmens, das sich auf seinen Börsengang vorbereitet. Dieser war ursprünglich für 2018 geplant, wurde aber aufgrund des Rückgangs der Rohölpreise auf dem Weltmarkt verschoben.

Zu den Anschlägen bekannten sich die schiitischen Huthi-Rebellen aus dem Nachbarland Jemen, die von Saudi-Arbiens Erzfeind Iran unterstützt werden. In einer Erklärung des Huthi-Fernsehsenders al-Massirah wurde über "eine große Operation gegen Raffinerien in Bakiak und Churais" gesprochen.

US-Außenminister Mike Pompeo schrieb hingegen auf Twitter, es gebe "keinen Beweis, dass die Angriffe aus dem Jemen kamen". Der Iran müsse für seine "Aggressionen zur Rechenschaft gezogen werden". Die Regierung in Washington werde zusammen mit seinen Verbündeten dafür sorgen, dass die weltweite Energieversorgung sichergestellt sei.

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Eine Sprecherin des US-Energieministeriums teilte am Sonntag mit, dass die USA im Fall von Engpässen zur Freigabe von Ölreserven bereit seien. Damit könne etwaigen Störungen der Ölmärkte entgegengewirkt werden. Energieminister Rick Perry habe die Führung seines Ministeriums angewiesen, in dieser Hinsicht mit der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris zusammenzuarbeiten. Die strategischen Ölreserven der USA umfassen nach Ministeriumsangaben 630 Millionen Barrel.

Die IEA sieht nach eigenen Angaben zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt, teilte die Organisation mit. "Wir stehen in Kontakt mit den saudi-arabischen Behörden sowie mit den wichtigsten Produzenten- und Verbrauchernationen."

stk/Reuters/AFP/dpa