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"Entwicklung macht große Sorgen" Volleyball-Bundesliga steuert auf den Kollaps zu

Kim Oszvald-Renkema, Sportdirektorin des Deutschen Meisterin, fordert einen "Krisenplan".

Kim Oszvald-Renkema, Sportdirektorin des Deutschen Meisterin, fordert einen "Krisenplan".

(Foto: picture alliance / Pressefoto Baumann)

Kurz nach dem Finale um die deutsche Meisterschaft muss sich die Volleyball-Bundesliga existenziellen Fragen stellen. Denn gleich mehrere Klubs können sich die höchste Spielklasse nicht mehr leisten. Um den Zusammenbruch zu verhindern, gibt es bereits erste Lösungsansätze.

Goldener Konfettiregen zum Abschluss eines umkämpften Meisterschaftsduells, ein jubelnder Triple-Sieger - und große Sorgen mit Blick auf die Zukunft. Kaum haben die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart die Trophäe nach oben gereckt, muss sich die Volleyball-Bundesliga der Frauen mit dem Weg aus der Krise beschäftigen. "Die Entwicklung macht mir große Sorgen", sagte Stuttgarts Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema: "Wir brauchen einen Krisenplan und müssen schauen, wie wir die Bundesliga wieder gesund bekommen."

Denn diese ist in den vergangenen Jahren immer mehr geschrumpft. Nur noch zehn Teams waren in dieser Saison an den Start gegangen, weitere Hiobsbotschaften folgten. Im vergangenen Dezember beantragte der VC Neuwied Insolvenz, wenige Monate später kündigten die Roten Raben Vilsbiburg nach mehr als zwei Jahrzehnten ununterbrochener Zugehörigkeit zum Oberhaus ihren Rückzug in die 2. Bundesliga Pro aufgrund der wirtschaftlichen Lage an. Auch den Pokalfinalisten SC Potsdam plagen finanzielle Probleme.

"Ohne Zweifel bereitet mir diese Entwicklung als Geschäftsführer Sorge", sagte Daniel Sattler von der VBL: "Wir tragen Verantwortung dafür, im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit und des Produkts Frauen-Bundesliga zu analysieren, woran es liegt und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen." Denn gelingt es nicht, den Negativtrend zu stoppen, steuern auch die größeren Vereine wie Stuttgart oder der SSC Palmberg Schwerin auf große Probleme zu. "Die Situation ist natürlich auch für uns bedrohlich", sagte Oszvald-Renkema mit Blick auf Zuschauerzahlen und Sponsoren: "Wenn wir keine Mannschaften und keine Konkurrenz haben, ist das für alle nicht zufriedenstellend."

"Paketaufstieg" soll Etablierung in der Bundesliga erleichtern

Zumal in den USA derzeit eine neue Profiliga abseits des College-Sports Fahrt aufnimmt. "Das ist eine gefährliche Liga für Europa, weil sie sehr finanzstark sind", erklärte Oszvald-Renkema. So zieht es beispielsweise Stuttgarts Alexis Hart und Kayla Haneline in die Heimat zurück. Generell zerfällt der MTV-Meisterkader, nur drei Spielerinnen bleiben. Doch diese Umbrüche seien "Teil des Geschäfts" und "auch nicht überraschend", sagte die Sportdirektorin, die sich mehr Sorgen um die Liga macht: "Wir haben das für den Sommer auf der Agenda, dass wir mit allen Bundesligisten gemeinsam Lösungen dafür finden."

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Die VBL arbeite mit ihren Klubs daran, "den Konsolidierungsprozess und die Stabilisierung der 1. Liga zu forcieren", betonte auch Sattler. Außerdem strebe man für die Saison 2025/26 einen "Paketaufstieg" an. Ähnlich wie in dieser Saison bei den Männern sollen dann drei oder vier Vereine auf einmal aus der 2. Bundesliga Pro hochkommen, für die es unter anderem auch Erleichterungen und Förderungen im finanziellen Bereich geben soll.

"Wir brauchen Teams, die untereinander sportlich auf Augenhöhe und wettbewerbsfähig sind", sagte der VBL-Geschäftsführer zu den Vorteilen des Paketaufstiegs: "Einsame Runden am Tabellenende zu drehen, schadet schlussendlich auch den Vermarktungschancen eines Produktes vor Ort und ist sicherlich auch emotional erschöpfend." Es sei wichtig, "dass alle Maßnahmen nun gut miteinander verzahnt werden und wir ein semiprofessionelles Cluster in der Bundesliga entwickeln, sodass auch Standorte, die nicht um die Meisterschaft spielen, eine Perspektive in der Liga sehen". Und die Sorgen demnächst wieder kleiner werden.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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