Windows 11: Geplante Obsoleszenz ist schlecht, Microsoft!

Kunden ärgern sich darüber, dass ihre vier Jahre alten Prozessoren bereits kein Windows 11 mehr unterstützen. Zu Recht.

Ein IMHO von veröffentlicht am
Windows 11 könnte einige Menschen dazu verleiten, die alte Hardware wegzuwerfen und neue zu kaufen.
Windows 11 könnte einige Menschen dazu verleiten, die alte Hardware wegzuwerfen und neue zu kaufen. (Bild: Microsoft/Montage: Golem.de)

Kann es sein, dass Microsoft Kunden mit Absicht zu neuer Hardware drängt? Diese Frage stelle ich mir, wenn ich auf Windows 11 und dessen doch recht verwirrend gestiegene Hardwareanforderungen blicke. Mit dem Eindruck bin ich nicht allein: Viele beschweren sich regelmäßig über die Bedingungen, die Windows 11 auferlegt.

Dazu gehört auch ein großer Teil der Golem.de-Community, der in einer Umfrage gestiegene Systemanforderungen als einen wichtigen Kritikpunkt an Windows 11 ansieht. Knapp ein Fünftel der Befragten können auf ihrer Hardware Windows 11 nicht einmal installieren und müssten sich neue Komponenten oder ein komplett neues Gerät kaufen. Das klingt nach geplanter Obsoleszenz - und die sollte Microsoft, wie andere Konzerne auch, eigentlich vermeiden.

Der Nutzen einer solchen Hardwaresperre ist für den Hersteller klar: Funktionen wie TPM 2.0 und Secure Boot zu forcieren, kann laut Microsoft die Stabilität und Sicherheit des Systems verbessern.

In der Praxis wird es dadurch für Malware oder andere dubiose Software schwieriger, sich mit erweiterten Rechten schon beim Systemstart zu etablieren. TPM 2.0 kann zudem beim Verschlüsseln von Authentifizierungsdaten helfen. Microsoft will die Technik etwa für die biometrische Anmeldung mit Windows Hello nutzen.

Allerdings wird dadurch nicht ersichtlich, warum nur vier Jahre alte Prozessorgenerationen von AMD - hier Ryzen 1000 (Summit Ridge) und Intels Kaby Lake (Core i-7000) - kategorisch ausgeschlossen werden. Microsoft begründet das nach einer erneuten Evaluierung so: "Geräte, die nicht die Mindestanforderungen erfüllen, hatten 52 Prozent mehr Kernel-Mode-Abstürze.". Dabei betont Microsoft, dass unterstützte Geräte zu 99,8 Prozent zuverlässig seien. Ältere Geräte müssten nach dieser Logik also etwa zu 99,7 Prozent sicher sein - ein Unterschied von 0,1 Prozent.

Alte CPU unterstützt, wenn sie Microsoft nützt

AMD Summit Ridge und Intel Kaby Lake unterstützen zudem beide TPM 2.0 auf Firmwareebene. Secureboot ist sowohl bei Intel- als auch bei AMD-Boards schon seit langer Zeit Standard. Daran kann es also auch nicht liegen. Sonderbarer noch: Nachdem sich Microsoft die Hardwareanforderungen erneut angeschaut hatte, war auf einmal ein kleiner Teil aus Intels Kaby Lake doch kompatibel. AMDs Ryzen 1000 wird weiterhin nicht unterstützt.

So steht nun etwa der Intel Core 7820HQ auf der Liste der Geräte, für die spezielle DCH-Treiber existieren. Das ist die CPU, die Microsoft im alten, aber immer noch zum Verkauf stehenden Surface Studio 2 anbietet. Es wäre ja verwerflich, wenn als "neu" verkaufte Hardware von Microsoft nicht auch das neue Windows 11 erhalten würde.

Ein Grund liegt auf der Hand: Microsoft und dessen OEM-Partner wollen neue Geräte mit neuen Windows-Lizenzen verkaufen. Da wundert es nicht, dass Konzerne wie Lenovo parallel zum Release-Termin am 5. Oktober 2021 und im weiteren Lauf des Jahres Notebooks mit Windows 11 veröffentlichen werden. Auch Microsoft wird Ende September mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Surface-Geräte zeigen. Windows 11 kann dort als neues und frisches Argument natürlich prominent für Interesse sorgen.

Windows 10 als Alternative

Gerade weniger technikaffine Menschen könnten nun schnell verunsichert werden: Wird mein Gerät ab dem Herbst 2021 auf einmal obsolet? Muss ich mir neue Hardware kaufen, damit ich daraus möglichst viel Leistung holen kann? Nein, nicht unbedingt: Windows 10 wird zumindest noch bis ins Jahr 2025 offiziell unterstützt, was ich begrüße.

Fakt ist aber: Microsoft integriert in Windows 11 nicht nur optische Neuerungen. Das OS soll laut Unternehmensaussagen schneller hochfahren, ressourcensparender sein und weitere Komfortfunktionen bringen. Dazu kommen Features wie Direct Storage, die die Leistung des OS in Games weiter verbessern können. Später sollen zudem Android-Apps folgen, was die Nutzbarkeit potenzieren kann.

Das alles könnte Kunden dazu verleiten, doch auf das neue OS zu wechseln - vor allem, da einige der Neuerungen nur auf Windows 11 erscheinen werden. Und das befindet sich hinter einer Hardwarebarriere.

Dabei war Windows über Jahre hinweg eigentlich eher ein Betriebssystem, das auf möglichst vielen Geräten funktionieren sollte. Nicht umsonst wurde das Installationsimage und der Umfang immer größer, weil Tausende Treiber und Komponenten für Abertausende Hardwarekombinationen vorhanden sein müssen.

Schon aktuellere Versionen von Windows 10 wurden später für OEMs einschränkender, so dass relativ neue Hardware auch mit Windows 11 kompatibel sein sollte. Es ist auch nicht so, als hätte Microsoft erweiterte Anforderungen nicht schon vorher durchsetzen wollen. Zu Zeiten von Windows 8 waren allerdings die wenigsten Menschen bereit, solche Kompromisse einzugehen. Es ist unwahrscheinlich, dass wir dieses Mal einen Rückzieher seitens Microsoft sehen werden.

Neue Hardware für Windows 11 lohnt nicht

In Zeiten, in denen Elektroschrott und geplante Obsoleszenz echte Probleme sind, haben die gestiegenen Systemanforderungen in Windows 11 einen faden Beigeschmack. Wenn es um viel Geld geht, und das ist hier sicher im Spiel, werden alte Prinzipien eben obsolet. Microsoft will mit OEMs und Windows-Lizenzen sicher den Umsatz wieder steigern. Der stagnierte im letzten Quartal mit einem Minus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Muss ich Windows 11 also unbedingt haben? Natürlich nicht. Ich habe aber das Gefühl, dass Microsoft mich dazu verleiten will, neue Hardware für ein offensichtlich performanteres OS zu kaufen, obwohl mein System noch ausreichend schnell ist.

Hier ist auch die Kundschaft selbst gefragt: Lieber auf den richtigen Zeitpunkt für ein Upgrade warten. Es muss ja nicht immer das neueste und schnellste OS sein.

IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).

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xPandamon 28. Sep 2021

Äh Multicore gehört die Zukunft, deswegen wird da auch immer mehr drauf gesetzt, so viel...

xPandamon 28. Sep 2021

Es werden ein paar mehr Leute Linux nutzen aber nicht mal im Ansatz genug für große...

JouMxyzptlk 26. Sep 2021

Ich bin damit nicht alleine... Da versucht man mal wieder sich einen anständigen...

kainoa 23. Sep 2021

"Auftraggeber", wenn es dir lieber ist. Ist sowieso absolut irrelevante Haarspalterei...



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