Windows 10: Microsoft gibt Übermittlung von Telemetriedaten neue Bezeichnungen

Microsoft ändert die umstrittene Erhebung von Telemetriedaten in Windows 10 – aber nur den Namen. Was bislang "Basic" war, ist künftig "erforderlich".

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Windows 10 und Telemetriedaten: Microsoft nennt "Standard"-Erhebung nun "notwendig"

(Bild: ArliftAtoz2205/Shutterstock.com)

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Das Erfassen von Telemetriedaten in Windows 10 war seit der Einführung umstritten – nicht zuletzt wegen der fehlenden Möglichkeit, die Erhebung vollständig zu deaktivieren – und beschäftigte bald auch die Datenschützer. Den Teilnehmern des Windows Insider-Programms (das Zugriff auf eine Vorschau der kommenden Version des Betriebssystems bietet) kündigt Microsoft im aktuellen Insider Preview Build 19577 neben den üblichen Verbesserungen und Fehlerbehebungen auch an, die beiden Stufen bei den Diagnosedaten (diagnostic data) mit neuen Bezeichnungen zu versehen: die minimale Datenübermittlung nennt der Hersteller nun "erforderlich" ("required").

Die erste Stufe bei der Telemetriedatenerfassung wird von "Basic" in "Required" (erforderlich) umbenannt und die erweiterte Stufe von "Full" in "Optional". Die bisherigen Stufen heißen in der deutschen Windows-Version "Standard" und "Vollständig", wie die neuen Bezeichnungen eingedeutscht lauten werden, ist noch nicht klar. Eine inhaltliche Änderung gibt es offenbar nicht: In dem Blogbeitrag von Microsoft ist lediglich davon die Rede, dass die beiden Stufen "nun bekannt seien" unter den neuen Bezeichnungen ("now known as"). Einzig Unternehmenskunden will Microsoft bei der Stufe "Optional" per Gruppenrichtlinie weitere Möglichkeiten einräumen, bei den gesammelten Daten eine Auswahl zu treffen. Wie üblich ist bei den Builds des Insider-Programms die zweite Stufe ("Vollständig" bzw. jetzt "Optional") fest eingestellt und lässt sich nicht ändern, im veröffentlichten Release entfällt diese Einschränkung.

Über die Telemetriedaten erfasst Microsoft anonymisiert Fehlermeldungen und Kennzahlen, mit denen Performance-Engpässe erkannt werden sollen. Das ist ein auch bei anderen Betriebssystemen und mancher Anwendungssoftware üblicher Weg, den Entwicklern wertvolle Informationen zukommen zu lassen – allerdings ist es in die freie Wahl des Benutzers oder Unternehmens gestellt. Microsoft besteht darauf, solche Daten bei Windows 10 jederzeit zu erheben, und hat erst nach einigen Auseinandersetzungen unter anderem mit deutschen und europäischen Datenschutzexperten eingelenkt: In der Enterprise-Variante von Windows 10 ab Version 1909 vom November 2019 lässt sie die Telemetriedatenübertragung vollständig abschalten.

Zuvor hatten die Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern verlauten lassen, dass sie wenig Spielraum sehen, Microsofts Betriebssystem mit eingeschalteten Telemetriedaten rechtskonform einsetzen zu können. Bei Privatanwendern stellt sich Microsoft jedoch weiterhin quer und lässt den Einwand der mangelnden Rechtskonformität offenbar nicht gelten – die vollständige Abschaltung bleibt auf die Enterprise-Variante beschränkt.

Daher kann man die schlichte Umbenennung der Funktion auch als eine Ansage bewerten, dass Microsoft an diesem Zustand festzuhalten gedenkt. Das Unternehmen "benötigt" (eine andere Übersetzung von "required") diese Daten einfach für seine Zwecke. Bemerkenswert ist noch die Begründung, die Microsoft für diesen Schritt in dem Blogbeitrag liefert: Man sehe die Umbenennung als Teil der eigenen Initiative, "die Transparenz und die Kontrolle über Daten zu vergrößern". Immerhin lässt sich mit dem mittlerweile in Windows enthaltenen Tool "Diagnostic Data Viewer" ein Blick auf die übermittelten Daten werfen. (tiw)