Sony-Chef Kenichiro Yoshida überraschte in Las Vegas mit der Präsentation eines elektrisch angetriebenen Prototypen.
Sony-Chef Kenichiro Yoshida überraschte in Las Vegas mit der Präsentation dieses elektrisch angetriebenen Prototypen.

1979 hat Sony schon einmal den Lifestyle revolutioniert. Da brachten die Japaner den Walkman auf den Markt, ein batteriebetriebenes Wiedergabegerät für Musik mit einer analogen Tonbandkassette, das in die Hosentasche passte. 1994 erfolgte die Playstation. Auch ein Gerät, das mindestens eine Generation prägte. Und jetzt stellt Sony ein Elektroauto vor. Das passt gut in die Firmengeschichte des drittgrößten japanischen Konzerns für Unterhaltungselektronik. Aber ist das ein Angriff auf Tesla, Daimler und Volkswagen? 

Mit Partnern Erfolge erzielt

Sony hat es immer wieder verstanden, gemeinsam mit Partnern oder durch Übernahmen Innovationen zu entwickeln: mit Philips die CD, mit Ericcson Vorläufer der heutigen Smartphones, mit Minolta digitale Spiegelreflexkameras. Umgekehrt liefert Sony Baugruppen für andere Unternehmen: zum Beispiel Sensoren und digitale Speicher. Und Sony etablierte mit seiner Produktentwicklung auch immer wieder eigene Standards: etwa das Videoformat Betamax.

Die Karosserie des bestimmt nicht zufällig „Vision S“ genannten Prototypen erinnert ein wenig an eine Kreuzung aus Opel Astra und Model 3 von Tesla (Musk-Fans mögen das verzeihen), das Cockpit an den chinesischen Elektro-Pionier Byton und der ausklappbare Heckspoiler an den Porsche Panamera oder den Audi A3 quattro. Ein Patchwork-Design – nichts Spektakuläres wie der fast gleichzeitig in Vegas präsentierte AVTR von Daimler. Doch das sind Äußerlichkeiten. 

Prototyp mit drei Botschaften

Vielmehr geht es um drei Botschaften, die der Prototyp in den Mobilitätsmarkt senden soll: Erstens, dass Sony ein Auto bauen kann (und sich Mitbewerber gefälligst in Acht nehmen sollen) und zweitens, dass die Firma etwas von Software- und Sensorentwicklung versteht. 33 Sensoren – unter anderem für verschiedene automatisierte Fahrfunktionen – sind einer Unternehmensmeldung zufolge in dem Fahrzeug verbaut. Drittens soll der Prototyp zeigen, dass Sony ein Meister im Flechten von Netzwerken ist.

Zu letzteren gehören bei dem Autoprojekt Unternehmen aus Deutschland, dem Mutterland des Automobilbaus: die drei größten Zulieferer Bosch, ZF und Continental sowie Here, die HD-Karten-Tochter der Autokonzerne Audi, BMW und Daimler. Als Auftragsmonteur hat man den österreichisch-kanadischen Fahrzeugkonzern Magna verpflichtet. Auch das kein No Name: Das Unternehmen baut beziehungsweise baute zeitweise den BMW X3, den Mini und den Mercedes G. Aus den Fertigungsstraßen des Unternehmens in China sollen ferner bereits in diesem Jahr Elektroautos rollen. Der Konzern hat dazu bereits 2018 ein Joint Venture mit Beijing Electric Vehicle Co. (BEVC) gegründet, einer Tochter der BAIC-Gruppe. Sie ist fünftgrößter Autobauer in China. Auch diese Wahl ist also kein Zufall. 

Chance für einen iPhone-Moment

Für die Branche sollte diese Wahl ein Weckruf sein, mit der Elektromobilität endlich in die Gänge zu kommen und emissionsfreie Fahrzeuge für den Massenmarkt anzubieten. Die Konkurrenz schläft nicht. Der Vision S könnte eine Art iPhone-Moment für den Walkman-Konzern werden. Und das könnte dann auch für Tesla und Co. ungemütlich werden.

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Bild: Gettyimages / Mario Tama