Lenovo und FSFE: Lenovo wollte Windows 10 nicht erstatten und verlor

Luca Bonissi wollte 42 Euro für das vorinstallierte Windows 10 auf einem Lenovo-Gerät zurückhaben. Er sollte etwa 20.000 Euro mehr bekommen.

Artikel veröffentlicht am ,
Lenovo wollte Windows 10 nicht zurückerstatten. Das kostet 20.000 Euro.
Lenovo wollte Windows 10 nicht zurückerstatten. Das kostet 20.000 Euro. (Bild: Microsoft/Montage: Golem.de)

Nachdem er sich ein Ideapad-Convertible gekauft hatte, wollte der italienische Softwareentwickler Luca Bonissi eigentlich nur kein Windows 10 Home benutzen. Also beantragte er beim Hersteller Lenovo eine Rückerstattung der Lizenzkosten. Er sollte - nach viel Arbeit - allerdings wesentlich mehr Geld bekommen, als die Windows-10-Home-Lizenz mit etwa 42 Euro wert ist. 20.000 Euro erkämpfte er nach einem zweijährigen Rechtsstreit. Davon spendete er wohl 15.000 Euro an die Free Software Foundation Europe, die über den Fall berichtet hat.

Nachdem der Konzern Bonissis Anfrage zwei Mal mit langwierigem Hin und Her beim Support abgelehnt hatte, entschied sich der Entwickler zunächst dafür, Hilfe bei der Italian Competition and Market Authority AGCM zu holen. Damit hatte er keinen Erfolg, so dass rechtliche Schritte folgten. Schon in der ersten Instanz konnte sich Bonissi vor einem Gericht für kleinere Fälle selbst verteidigen und gewinnen. Lenovo sollte für die 42 Euro Lizenzkosten und 130 Euro Gerichtskosten aufkommen.

Der Konzern akzeptierte das Ergebnis nicht und aktivierte die eigene Rechtsabteilung. Auf 59 Seiten und in 15 Punkten argumentierte der Konzern gegen eine Rückerstattung. Bonissi blieb nichts anderes übrig, als selbst rechtlichen Beistand zu suchen.

Lenovo berief sich unter anderem darauf, dass Windows 10 Teil des Produktes und somit eine Voraussetzung für Garantieleistungen sei. Außerdem sei die Quittung von 150 Euro, die Bonissi für das Gerät zahlte und dem Gericht vorgelegt hatte, nicht gültig. Der Preis sei wesentlich geringer als der eigentliche Kaufpreis des Produktes (200 Euro) gewesen. Außerdem seien auf dem Kaufbeleg weder das Produkt, noch der Verkäufer richtig zu sehen. Es könne sich dabei nicht um den richtigen Kaufbeleg gehandelt haben.

Im Dezember 2020 - zwei Jahre danach - trafen sich die Parteien vor dem Gericht in Monza wieder. Lenovos Darlegung wurde in allen Argumenten abgelehnt. Nicht nur seien diese teilweise falsch gewesen, Lenovo habe auch komplett außerhalb eines vernünftigen Ressourcenaufwandes den Kläger zeitlich und finanziell belastet. Der Konzern musste somit insgesamt 20.000 Euro an Bonissi zahlen.

Rechtskosten als unüberwindbares Hindernis

Die Free Software Foundation Europe sieht das als einen großen Sieg an, auch wenn die Summe dem Konzern nicht schaden dürfte. Allerdings dürfte es für Lenovo künftig schwieriger sein, Windows 10 in den Verkaufspreis der eigenen Produkte für den italienischen Markt zu integrieren und sich vor Rückerstattungen zu wehren. Die Kosten könnten für das Unternehmen daher noch höher werden, sollten sich weitere Endkunden für eine Rückerstattung entscheiden.

Luca Bonissi zeigte der eigene Fall eines: Dass es schwierig für einzelne Personen ist, sich gegen große Tech-Konzerne rechtlich zu wehren. "Die hohen Rechtskosten und Risiken, genauso wie der geringe wirtschaftliche Gewinn, stellen eine starke Abschreckung für alle dar, die ihr vorinstalliertes Windows 10 zurückerstattet haben wollen.", sagt er der FSFE. Bonissis positives Ergebnis sei ein gutes Argument dafür, es nun trotzdem zu versuchen.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Karsten Meyer 19. Mär 2021

Der Artikel hätte ja mal diese italienische Rechtsgrundlage erwähnen können. Ohne die zu...

friespeace 16. Mär 2021

Ich finde das echt herrlich - ehrlich gesagt habe ich mir noch nie eine EULA vollständig...

Weitsicht0711 16. Mär 2021

Wie man sieht hilft da der Klageweg

Fakula 16. Mär 2021

Ich schätze mal das diese 42¤ weder von Lenovo noch von Microsoft angezweifelt wurden...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Quellcode auf Github
MS-DOS 4.00 ist jetzt Open Source

Nachdem der ehemalige CTO eine alte MS-DOS-Floppy entdeckt hat, veröffentlicht Microsoft ein Stück Betriebssystem-Geschichte.

Quellcode auf Github: MS-DOS 4.00 ist jetzt Open Source
Artikel
  1. Startrampe Set: Lego bietet Milchstraße und Nasa-Rakete Artemis als Bausatz
    Startrampe Set
    Lego bietet Milchstraße und Nasa-Rakete Artemis als Bausatz

    Lego hat zwei neue Sets vorgestellt, die für Weltraumenthusiasten gedacht sind: das Nasa-Artemis-Startrampen-Set und das Milchstraßen-Galaxie-Set.

  2. Tarifrunde: Montag erneut Streiktag bei der Deutschen Telekom
    Tarifrunde
    Montag erneut Streiktag bei der Deutschen Telekom

    Beim letzten Warnstreik bei der Telekom waren 12.500 Beschäftigte beteiligt. Diesmal wird breiter mobilisiert. Die Telekom versucht Schadensbegrenzung.

  3. Auszieh-Apps: Apple entfernt KI-Nudify-Apps aus dem App Store
    Auszieh-Apps
    Apple entfernt KI-Nudify-Apps aus dem App Store

    Apps, die Personen per KI ungefragt digital ausziehen, sind beliebt. Nun entfernt Apple einige dieser Anwendungen aus dem App Store - aber erst nach Hinweisen von Journalisten.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    Daily Deals • Asus OLED-Monitor zum Tiefstpreis • Gigabyte GeForce RTX 4070 Ti im Sale • MediaMarkt: Asus Gaming-Laptop 999€ statt 1.599€ • Gamesplanet Spring Sale [Werbung]
    •  /