"Reisebeschränkungen sinnvoll" Drosten warnt vor schnellen Lockerungen
27.01.2021, 03:59 UhrDie Impfungen laufen und die Infektionszahlen in Deutschland gehen zurück, trotzdem scheinen Reisebuchungen zum jetzigen Zeitpunkt etwas voreilig. Die Kanzlerin denkt über Einschränkungen des touristischen Grenzverkehrs nach und bekommt wissenschaftliche Schützenhilfe vom Charité-Virologen Drosten.
In der Debatte um die Drosselung des touristischen Reiseverkehrs im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat der Virologe Christian Drosten Einschränkungen als "aus wissenschaftlicher Sicht" sinnvoll bezeichnet. Angesichts sinkender täglicher Corona-Fallzahlen in Deutschland "muss man natürlich auf das achten, was von außen kommt", sagte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité Berlin in der ARD.
Je stärker die Ausbreitung des Coronavirus innerhalb Deutschlands gebremst werde, "desto wichtiger wird das, was von außen eingeschleppt wird", sagte Drosten in Bezug auf die Sorge wegen der Ausbreitung von Virus-Mutanten. "Wenn wir sehr viel Infektionstätigkeit im Land haben, dann macht das Bisschen, was von außen kommt, nichts mehr aus", erklärte Drosten. "Aber wenn wir schon ein großes Stück des Weges gegangen sind, dann müssen wir auch darauf achten, was von außen kommt."
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich am Dienstag für schärfere Regeln bei Urlaubsreisen ausgesprochen. In einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion soll sie auch "bestimmte Vorkehrungen an der Grenze" ins Spiel gebracht haben. Bundesinnenminister Horst Seehofer sprach sich gegenüber der "Bild"-Zeitung für eine "Reduzierung des Flugverkehrs nach Deutschland auf nahezu null" aus.
Drosten, der die Bundesregierung berät, riet zugleich in der Debatte um mögliche Lockerungen der derzeitigen Corona-Restriktionen zu Vorsicht: "Wir werden zu irgendeinem Zeitpunkt so viele Menschen geimpft haben, dass das Virus sich nicht mehr von selbst verbreitet. (...) Die Frage ist nur: Wie lange dauert das?" Er sei sich nicht sicher, dass dies schon in nächster Zeit geschehen werde. Wenn die Maßnahmen jetzt einfach beendet würden, "dann werden wir sicherlich erleben, dass das Virus sich wieder ganz stark vermehrt".
Der aktuelle harte Lockdown in Deutschland gilt noch bis zum 14. Februar. FDP-Chef Christian Lindner verlangte eine klar definierte Perspektive für Lockerungen der Beschränkungen. Sein Vize, Wolfgang Kubicki, sprach sich zudem gegen eine Einschränkung des Reiseverkehrs aus. "Es helfen in der aktuellen Situation keine Flug- oder Reiseverbote, zumal ohnehin jeder Tests durchlaufen muss, sondern deutlich schnelleres Impfen", sagte Kubicki den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Impfungen seien "der verlässlichste und einzige Weg aus dieser Pandemie", betonte der FDP-Politiker. Er warf der Bundesregierung vor, sie ersetze "wirkliche Lösungen durch Symbolpolitik".
Quelle: ntv.de, ino/AFP