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Meinung Synodaler Weg

Wie viel Zeitgeist verträgt die katholische Kirche?

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DIE WELT Fotoshooting 2018 Alan Posener am 28.06.2018 Foto: Claudius Pflug Autorenfoto DIE WELT Fotoshooting 2018 Alan Posener am 28.06.2018 Foto: Claudius Pflug Autorenfoto
WELT-Autor Alan Posener
Quelle: Claudius Pflug
Segnungsfeiern für homosexuelle Paare, Anerkennung der geschlechtlichen Vielfalt, die Zulassung von Frauenpredigten – mit solchen Beschlüssen öffnet sich die katholische Kirche zur Welt. Doch sie gefährdet damit auch ihr Alleinstellungsmerkmal.

Die katholische Kirche hat sich zwei Jahrtausende gehalten, indem sie in dogmatischen Fragen biegsam, in organisatorischen aber streng hierarchisch geblieben ist. Als Außenstehender muss man diese Tatsache zur Kenntnis nehmen, unabhängig davon, wie man zu den Dogmen und der Praxis der Kirche steht.

Eine Organisation, die ihrem Chef die Macht zuspricht, im Himmel und auf Erden „zu binden und zu lösen“, ist eben nicht ganz von dieser Welt. Eine Institution, die ein Dogma wie die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel 1950 verkündete, weil es ein Bekenntnis zum Prinzip „Credo quia absurdum“ (Ich glaube es, gerade weil es absurd ist) und die ultimative Herausforderung des damals mächtigen Kommunismus darstellte, misst man nicht am Zeitgeist.

Der Zeitgeist aber bestimmte die Beschlüsse der fünften und letzten Versammlung des Synodalen Wegs. Das mit Laien und Bischöfen paritätisch besetzte Gremium forderte Segnungsfeiern für homosexuelle Paare, Anerkennung der geschlechtlichen Vielfalt und die Zulassung von Frauenpredigten während der Eucharistiefeier.

Weitergehende Forderungen wie die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt wurden nicht berücksichtigt. Noch nicht. Denn wie die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken sagte: Um mehr zu erreichen, sei es nötig, die katholische Kirche in Deutschland „strukturell zu verändern“. Das soll durch die Einrichtung eines ständig tagenden, paritätisch besetzten Synodalen Rats erreicht werden.

Allerdings merkte Papst Franziskus zum Synodalen Weg bereits an: „Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei davon.“ Marketingmäßig gesprochen: Warum soll die Weltkirche ihr Alleinstellungsmerkmal – die Ableitung der Autorität des Papstes von Petrus und damit von Jesus selbst – aufgeben, bloß weil einige deutsche Laienfunktionäre ungeduldig sind? Warum zeigen die deutschen Bischöfe nicht mehr Luthersches „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“?

Es hat etwas Opportunistisches, erst Karriere zu machen und sich dann gegen die Hierarchie zu wenden, der man den Aufstieg verdankt. Würde dies in der Kirche Schule machen, so müsste man sich fragen, ob sie ein weiteres Jahrhundert überleben kann, geschweige denn ein Jahrtausend.

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