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Wohnungswirtschaft Bauindustrie stimmt Deutsche auf lange Durststrecke ein

Statistische Zahlen bestätigen die vielen Warnungen von allen Seiten: 2022 wurden so wenige Baugenehmigungen erteilt wie zuletzt 2018. Die Folgen werden langfristig spürbar sein.
Miethäuser in Düsseldorf: Aufschwung in weiter Ferne

Miethäuser in Düsseldorf: Aufschwung in weiter Ferne

Foto: Olaf Döring / IMAGO

Steigende Material- und Zinskosten und die allgemeine wirtschaftliche Verunsicherung haben die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im vergangenen Jahr einbrechen lassen. Trotz akuten Wohnungsmangels in Deutschland sanken sie im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent oder 26.300 auf 354.400, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit 2018. Im Vorjahr 2021 wurde mit 380.700 Baugenehmigungen noch der höchste Stand seit 1999 erreicht. Besonders private Bauherren hielten sich im vergangenen Jahr zurück.

»Die schwierige Mischung aus steigenden Zinsen, stark zulegenden Material- und Baupreisen, gestoppter Neubauförderung und sinkenden verfügbaren Einkommen hat vor allem ab der Jahresmitte 2022 den Wohnungsneubau abgewürgt«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. »Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum ist so für lange Zeit nicht mehr möglich.« In diesem Jahr dürften bestenfalls 250.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte im Januar eingeräumt, dass das Neubauziel der Ampelkoalition von 400.000 Wohnungen jährlich auch 2023 verfehlt werde.

In jedem Bereich muss beschleunigt werden

»Leider wird die Aussicht für 2023 nicht besser werden«, erklärte Müller. »Im Gegenteil: Aufgrund der zu geringen Neubauförderung von 1,1 Milliarden Euro, verschärften Anforderungen an die Energieeffizienz und hohen Zinsen werden gerade Wohnungsbaugesellschaften nicht in der Lage sein, investieren zu können. Der Auftragseingang im Wohnungsbau ist schon jetzt ins Bodenlose gesunken.« Experten fordern deshalb beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren, Baulandausweisung, Nachverdichtung und bundeseinheitliche Bauvorschriften, die serielles Bauen fördern.

Besonders stark sanken im abgelaufenen Jahr die behördlichen Zusagen für Einfamilienhäuser. Insgesamt waren es nur noch 78.100 – 16,8 Prozent weniger als 2021. »Bei dieser Entwicklung ist allerdings auch der Basiseffekt durch das Auslaufen des Baukindergeldes im März 2021 zu beachten«, so die Statistiker. Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Zweifamilienhäusern ging um 13,8 Prozent auf 27.700 zurück. Bei Mehrfamilienhäusern gab es hingegen nur ein Minus von 1,6 Prozent auf 190.400 Wohnungen.

Auf Unternehmen entfielen 147.900 Baugenehmigungen für neue Wohnungen, und damit 3,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei Privatpersonen gab es einen Einbruch von 12,6 Prozent auf 141.100. Demgegenüber stieg die Zahl der Genehmigungen für Wohnungen über Anträge der öffentlichen Hand um 17,8 Prozent auf 12.200.

mik/Reuters
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