Klimawandel: Starker Solarausbau könnte Erde bis 2050 unter 1,5 °C halten

Allein die Bestückung sämtlicher Dachflächen weltweit mit Solarmodulen könnte die weitere Erderwärmung stark reduzieren.

Artikel veröffentlicht am , Mario Petzold
Alle Dachflächen der Welt machen 0,3 Promille der Erdoberfläche aus.
Alle Dachflächen der Welt machen 0,3 Promille der Erdoberfläche aus. (Bild: Pexels/Kindel Media)

Eine Forschungsgruppe unter Beteiligung der TU Berlin, der TU München und weiterer Institute weltweit hat aufwendige Simulationen mit neun verschiedenen Erdsystemmodellen durchgeführt. Darin sind alle verfügbaren Dächer der Welt – ziemlich exakt 286.393 Quadratkilometer oder 0,1 Prozent der global verfügbaren Landfläche – mit Photovoltaik ausgestattet.

Die dadurch direkt in den jeweiligen Häusern erzeugte Energie würde den CO2-Ausstoß in den Stromnetzen der jeweiligen Länder so stark reduzieren, dass bis 2050 mit einer Absenkung der globalen Durchschnittstemperatur um 0,05 bis 0,13 °C zu rechnen wäre im Vergleich zu derzeitigen Prognosen ohne Dachphotovoltaik.

Entgegen aktueller Annahmen

Die allermeisten Prognosen zeigen einen weiteren Anstieg der Temperatur an auf mindestens 1,5 °C über dem vorindustriellen Zustand, da das dominierende Treibhausgas Kohlenstoffdioxid ohne erkennbare Reduzierung ausgestoßen wird. Es verbleibt etwa 100 Jahre in der Atmosphäre, weshalb die Konzentration immer weiter zunimmt.

Dagegen zeigt die Berechnung, die die aktuellen Standardwerkzeuge für die Prognose weltweiter Klimaentwicklungen verwendet, wie ein Eingriff, der vorhandene und bewährte Technik nutzt und dabei keine unverbaute Landfläche blockiert, entscheidend auf die Erderwärmung einwirkt. Schon die kommende Generation würde davon profitieren, wenn der Temperaturanstieg zwischen 2020 und 2050 annähernd halbiert würde.

Vor der Katastrophe

Zudem verweist das Forschungsteam darauf, dass laut zahlreicher Berechnungen bei Überschreitung der Marke von 1,5 °C Erderwärmung gleich mehrere Kipppunkte warten. Neben einem kompletten Korallensterben und dem schnellen Auftauen des borealen Permafrostes würden auch der grönländische und westantarktische Eisschild verloren gehen.

Gesichert ist das jedoch nicht; es ist lediglich am wahrscheinlichsten, dass diese Ereignisse bei diesem Grad der Klimaveränderung eintreten. Das gilt natürlich auch für die vorgelegten Forschungsergebnisse, die lediglich die wahrscheinlichsten Auswirkungen des beschriebenen Vorgehens angeben.

Die Kosten

Bleibt noch die Frage, was eine solche Fläche an Solarmodulen eigentlich kosten würde. Ein simples und günstiges Balkonkraftwerk inklusive Wechselrichter zum Beispiel misst knapp 4 Quadratmeter und liegt bei 250 Euro.

Pro Quadratkilometer wären das 62,5 Millionen Euro und 18 Billionen Euro für die gesamte Fläche. Ein möglicher Mengenrabatt für die benötigten 70 Milliarden Balkonkraftwerke ist hier nicht einkalkuliert.

Das macht pro Kopf und verteilt auf eine realistische Bauzeit von 10 Jahren gerade einmal eine Investition von 224 Euro im Jahr. Wobei hier natürlich die Kosten für Montage und eine Speichermöglichkeit noch nicht berücksichtigt sind, aber gleichzeitig davon ausgegangen werden kann, dass bei großen Flächen die Kosten je Quadratmeter spürbar sinken.

Nachtrag vom 27. März 2025, 14:51 Uhr

In der ersten Version des Textes wurde der Anschein erweckt, dass die Durchschnittstemperatur der Erde unter das aktuelle Niveau sinken könnte. Die um bis zu 0,13 °C geringere Temperatur bezieht sich allerdings auf die Prognosen für 2050.



Dwalinn 31. Mär 2025 / Themenstart

Und wo unterscheidet sich das von deinem Optimismus das das genau so kommt? Wenn der...

P3llt13r 31. Mär 2025 / Themenstart

Moin, meistens gehe ich auf länger zurückliegende Beiträge nicht mehr ein. Es kommen...

Technixpert 29. Mär 2025 / Themenstart

@ Faraday: Es ist nur zu menschlich, wenn jemand versucht seine Pfründe zu sichern. Das...

Sonnenberg 28. Mär 2025 / Themenstart

Jedes Dorf ist bereits an ein Stromnetz angeschlossen. Vielleicht kein weltweites, aber...

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